Irakischer Flüchtling in Camp Hol erschossen
Die Sicherheitslage in Camp Hol bleibt angespannt. Erneut ist ein irakischer Schutzsuchender ermordet worden.
Die Sicherheitslage in Camp Hol bleibt angespannt. Erneut ist ein irakischer Schutzsuchender ermordet worden.
Die Sicherheitslage im Auffang- und Internierungslager Hol im Nordosten von Syrien bleibt weiter hochproblematisch. Erneut ist ein Schutzsuchender in dem Camp bei Hesekê ermordet worden. Bei dem Toten handelt es sich um einen irakischen Flüchtling mit dem Namen Muhammad Ibrahim. Nach Angaben der Sicherheitskräfte der Autonomieverwaltung (Asayîş) wurde der Mann mit einem Kopfschuss niedergestreckt. Seine Leiche wurde am späten Samstagabend im ersten Abschnitt des Lagers entdeckt, der oder die Täter sind bislang unbekannt.
Umgehend nach dem Fund der Leiche wurden Ermittlungen eingeleitet, der Asayîş vermutet Zellenstrukturen der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) hinter dem Mord. Vergangene Woche waren bei einer Sicherheitsoperation in Camp Hol bereits vierzehn Personen festgenommen worden, die verdächtigt werden, an Attentaten beteiligt gewesen zu sein. Hintergrund des Einsatzes war ein Anschlag am 12. November gegen das Empfangsbüro des Lagers, bei dem zwei Menschen ums Leben kamen. Bei einem der Todesopfer handelte es sich um den Leiter des irakischen Flüchtlingsrats.
Camp Hol
Camp Hol liegt etwa 40 Kilometer östlich der Kantonshauptstadt Hesekê im irakisch-syrischen Grenzgebiet und ist so groß wie eine Stadt. Es wurde Anfang 1991 während des Zweiten Golfkriegs vom UNHCR für irakische Flüchtlinge errichtet. Nachdem es zwischenzeitlich geschlossen war, wurde das Camp im Zuge des Irakkrieges 2003 wiedereröffnet. Seit der Zerschlagung der Territorialherrschaft des IS durch die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) im März 2019 gilt Camp Hol als tickende Zeitbombe und Brutstätte des IS, da es hauptsächlich zur Unterbringung von Frauen und Kindern benutzt wird, die zuvor in Gebieten unter Kontrolle des IS lebten.
90 Morde seit Jahresbeginn
Der Terror in Camp Hol geht hauptsächlich von Dschihadistinnen aus, die eigene Strukturen aufgebaut haben – etwa die „Religionspolizei“ Hisba – und immer wieder Gräueltaten an Personen begehen, die nicht nach den Maßstäben des IS leben. Seit Anfang des Jahres gab es mindestens 91 Mordfälle in Hol, bei den meisten Opfern handelt es sich um irakische Schutzsuchende und Abtrünnige des IS. Die Gesamtzahl der Bevölkerung in dem Lager liegt derzeit bei etwa 58.000. Bei mehr als der Hälfte der Bewohnerinnen und Bewohner handelt es sich um Binnenvertriebene aus dem Irak, die meisten von ihnen sind Kinder.