Elif Bayburt und Nisa Sude Demirel
In Istanbul sind zwei Journalistinnen im Zusammenhang mit den Demonstrationen gegen die Festnahme des abgesetzten Istanbuler Oberbürgermeisters Ekrem Imamoğlu festgenommen worden. Betroffen von dem Vorgehen sind Elif Bayburt, die für die linke Nachrichtenagentur ETHA arbeitet, und ihre Kollegin Nisa Sude Demirel von der Zeitung Evrensel. Beide Journalistinnen hatten die aktuelle Protestwelle beobachtet. Was ihnen konkret zum Vorwurf gemacht wird, ist unklar. Sie wurden im Morgengrauen aus ihren Wohnungen abgeführt und auf das Istanbuler Polizeipräsidium gebracht.
Derweil wurden die am Dienstag in Istanbul verhafteten Journalist:innen wieder freigelassen. Gegen insgesamt sieben Medienschaffende hatte ein Gericht Untersuchungshaft angeordnet, weil sie an verbotenen Veranstaltungen teilgenommen hätten. Es handelt sich um die ANF-Korrespondentin Zeynep Kuray, den AFP-Fotografen Yasin Akgül, den bekannten Fotojournalisten Bülent Kılıç, die freiberuflichen Journalisten Hayri Tunç und Gökhan Kam, den Fotografen der Istanbuler Stadtverwaltung Kurtuluş Arı und den NOW-Korrespondenten Ali Onur Tosun.
Seit der Festnahme des CHP-Politikers Ekrem Imamoğlu vergangene Woche demonstrieren in der Türkei täglich zehntausende Menschen gegen die Regierung von Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan. Die Demonstrierenden werfen Erdoğan vor, mit den Ermittlungen gegen Imamoğlu den 53-Jährigen politisch erledigen zu wollen. Der Oppositionspolitiker gilt als aussichtsreichster Rivale Erdoğans und wurde von seiner Partei zum Kandidaten für die Präsidentschaftswahl 2028 nominiert
Über 1800 Festnahmen seit Beginn der Proteste
Innenminister Ali Yerlikaya zufolge sind seit Beginn der Demonstrationen 260 Menschen verhaftet und mehr als 1.800 Personen vorübergehend festgenommen worden. Gegen rund 470 Menschen ordnete die Justiz Hausarrest an, eine beliebte Alternative zur Untersuchungshaft. Für Samstag mobilisiert die CHP zu einer Großkundgebung in Istanbul. Im Zentrum der Aktion soll die Forderung nach vorgezogenen Neuwahlen stehen.