Sieben Medienschaffende in der Türkei verhaftet

In der Türkei müssen sieben Journalist:innen in Untersuchungshaft, die über die jüngsten Massenproteste gegen die Regierung berichtet haben. Die Justiz wirft ihnen vor, an den verbotenen Demonstrationen teilgenommen zu haben.

Auch ANF-Korrespondentin Zeynep Kuray in U-Haft

In der Türkei müssen sieben Medienschaffende, die über die Proteste gegen die Regierung von Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan berichtet haben, in Untersuchungshaft. Ihnen wird vorgeworfen, an verbotenen Demonstrationen teilgenommen zu haben, berichtete der Verein für Medien und Recht (MLSA) am Dienstag. Unter den Beschuldigten ist auch die ANF-Korrespondentin Zeynep Kuray.

Die Journalist:innen waren am Montagfrüh in ihren Wohnungen in Istanbul festgenommen worden, nachdem sie die Proteste gegen die Verhaftung und Absetzung des Istanbuler Oberbürgermeisters Ekrem Imamoğlu begleitet hatten. Neben Kuray handelt es sich dabei um den AFP-Fotografen Yasin Akgül, den bekannten Fotojournalisten Bülent Kılıç, die freiberuflichen Journalisten Hayri Tunç und Gökhan Kam, den Fotografen der Istanbuler Stadtverwaltung Kurtuluş Arı und den NOW-Korrespondenten Ali Onur Tosun. Drei weitere Medienschaffende waren am Vortag in Izmir im Westen der Türkei festgenommen worden. Sie befinden sich allerdings noch in Polizeigewahrsam.

Die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ (RSF) kritisierte das Vorgehen gegen die Journalist:innen „Die Festnahmen und die gezielte Gewalt zeigen, dass das türkische Regime die Berichterstattung über regierungskritische Proteste unterdrücken will – das passt zu dem autokratischen Muster, mit dem Präsident Erdoğan spätestens seit dem Putschversuch im Juli 2016 regiert“, erklärte RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus. Sie forderte die türkische Regierung auf, die massive Einschränkung der Pressefreiheit zu beenden. Die freie Berichterstattung über Proteste sei kein Verbrechen, sondern ein fundamentales Menschenrecht.

Auch der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) kritisierte die Festnahmen von Medienschaffenden in der Türkei. „Demokratische Wahlen können nur stattfinden, wenn sich das Volk zuvor auch eine eigene Meinung bilden kann. Das ist in der Türkei kaum noch der Fall“, erklärte der DJV-Vorsitzende Mika Beuster. „Wir gehen davon aus, dass 90 Prozent der Nachrichtenquellen von Erdoğan gelenkt werden.“ Die Zahl von zehn festgenommenen Journalist:innen sei vor diesem Hintergrund besonders hoch. Der DJV-Vorsitzende macht deutlich, dass die Türkei mit starken Schritten weiter in Richtung Autokratie geht. „Hut ab vor den Menschen auf der Straße, die in diesen Tagen ein deutliches Zeichen setzen“, so Beuster.

Foto © Evrensel, Symbolbild