In der Türkei sind mehrere Journalist:innen bei polizeilichen Razzien festgenommen worden. Nach Informationen von ANF befinden sich mindestens zehn Medienschaffende und Fotokorrespondent:innen aus Istanbul und Izmir seit vergangener Nacht in Gewahrsam. Dabei handelt es sich um Zeynep Kuray, Bülent Kılıç, Gökhan Kam, Hayri Tunç, Yasin Akgül, Ali Onur Tosun, Barış Ince, Zişan Gür sowie Kurtuluş Arı aus Istanbul und Murat Kocabaş aus Izmir.
Bei den Festgenommenen handelt es sich um Journalist:innen, die die Massenproteste gegen die Festnahme und Verhaftung des Istanbuler Oberbürgermeisters Ekrem Imamoğlu begleitet haben. Unter ihnen sind freiberufliche Medienschaffende, aber auch Korrespondent:innen von ANF, AFP, dem Sender NOW, der Nachrichtenseite Sendika.org und der Zeitung „BirGün“. Auch ein Fotograf der Istanbuler Stadtverwaltung befindet sich in Gewahrsam.
Was den Journalist:innen konkret zum Vorwurf gemacht wird, ist noch unklar. Sie wurden auf verschiedene Polizeireviere in Istanbul und Izmir verteilt und sollen im Laufe des Tages verhört werden. Aus beiden Städten wurden darüber hinaus Festnahmen von Politiker:innen, Jurist:innen und Aktivist:innen gemeldet. Offenbar soll sich unter ihnen auch der ehemalige Präsident der Rechtsanwaltskammer Izmir, Özkan Yücel, befinden.
In der Türkei finden seit Mittwoch die größten Proteste seit den Gezi-Protesten von 2013 statt. Ausgelöst wurden sie durch die Festnahme und anschließende Verhaftung von Ekrem Imamoğlu. Der CHP-Politiker befindet sich seit Sonntag wegen angeblichem Korruptionsverdacht in Untersuchungshaft. Die Opposition kritisiert das Vorgehen gegen den 53-Jährigen als politisch motivierten Schachzug von Staatschef Recep Tayyip Erdoğan, seinen größten Konkurrenten aus dem Weg zu räumen.