Zeitungsmitarbeiterin soll Mutter ausspionieren

Die Zeitungsausträgerin Besna Daşçi ist in Amed von Zivilpolizisten angesprochen und bedroht worden. Die Polizisten fragten sie nach ihrer Arbeit bei der Tageszeitung Yeni Yaşam und nach ihrer Mutter aus.

In der Türkei werden immer wieder Fälle von versuchter Spitzelanwerbung durch die Polizei bekannt. Der Menschenrechtsverein IHD hat in den ersten elf Monaten im Jahr 2021 144 Fälle registriert, bei denen Menschen zur Spitzel-Tätigkeit für den Staat gezwungen werden soll. Solche „Ansprachen“ sind häufig mit Entführung, Bedrohung und Misshandlung der Betroffenen verbunden. Die Dunkelziffer bei der Agentenanwerbung ist weitaus höher, da sich die meisten Menschen scheuen, derartige Versuche öffentlich zu machen.

Besna Daşçi aus Amed (tr. Diyarbakir) hat der Frauennachrichtenagentur JinNews geschildert, wie sie vor drei Tagen von Polizisten angesprochen und bedroht wurde. Die junge Frau trägt die Tageszeitung Yeni Yaşam aus. Als sie am 26. März die Zeitungen aus dem Büro holte und das Gebäude wieder verließ, bemerkte sie, dass sie verfolgt und fotografiert wird. „Ich lief die Straße entlang und plötzlich tauchten zwei Personen vor mir auf, die sich als Polizisten vorstellten. Sie brachten mich zu ihrem Auto und sagten, dass sie mit mir reden wollen. Dann fragten sie mich nach meiner Mutter aus. Sie sagten, dass sie ein Foto von ihr haben, und fragten, welche Arbeit sie macht, wohin sie geht und mit wem sie sich trifft. Weil ich darauf nicht antworten wollte, bedrohten sie mich“, erzählt Besna Daşçi. „Die Polizisten fragten auch, was ich bei der Zeitung mache und wie viel Lohn ich bekommen. Ich sagte, dass ich darüber nicht sprechen möchte. Daraufhin entgegneten sie, dass sie mir Probleme bereiten werden. Ich wollte gehen, aber sie hielten mich ungefähr zwei Stunden fest. Sie wollten meine Telefonnummer haben und meinten, dass wir Freunde werden sollen. Ich wehrte mich dagegen und konnte schließlich gehen.“

Besna Daşçi will sich bei den Behörden über den Vorfall beschweren und sich an den IHD wenden.