Solange es freie Medien gibt, besteht Hoffnung

Vor 24 Jahren wurde das Zeitungsgebäude der Özgür Ülke in Istanbul in die Luft gesprengt. Auf einer Gedenkkundgebung am Tatort wurde betont, dass das Fortbestehen freier Medien in der Türkei und Kurdistan Hoffnung bedeutet.

Am 3. Dezember 1994 fand ein Bombenanschlag auf das Gebäude der Tageszeitung Özgür Ülke in Istanbul statt. Ein Zeitungsmitarbeiter kam dabei ums Leben. Zum 24. Jahrestag des Anschlags haben die Journalistinnenplattform Mezopotamya und die Initiative freier Journalisten am Tatort in Beyazıt Kadırga eine Presseerklärung abgegeben.

An der Gedenkkundgebung nahmen neben den Journalistinnen und Journalisten auch der HDP-Sprecher Saruhan Oluç, der HDK-Sprecher Onur Hamzaoğlu, die IHD-Vorsitzende Eren Keskin, der Soziologe und Vorsitzende der Ezidischen Kulturstiftung Azad Barış und Faruk Eren als Vorsitzender der Journalistengewerkschaft Basın-İş teil. Die Teilnehmenden trugen ein Transparent mit der Aufschrift „Die freien Medien lassen sich nicht zum Schweigen bringen“ und Fotos ermordeter Journalisten.

In Redebeiträgen wurde darauf hingewiesen, dass die offiziellen Ermittlungen zu dem Bombenanschlag vor 24 Jahren, der im Auftrag der damaligen Ministerpräsidentin Tansu Çiller erfolgte, im Sande verlaufen sind. Dank der Unterstützung anderer Zeitungen konnte die Özgür Ülke gleich am nächsten Tag wieder erscheinen. 1995 wurde sie endgültig verboten. Seitdem sind 35 neue Zeitungen gegründet worden, von denen einige innerhalb von wenigen Tagen oder Wochen geschlossen wurden. Zuletzt wurde die Tageszeitung Özgürlükçü Demokrasi verboten.

Der HDP-Sprecher Saruhan Oluç erklärte auf der Kundgebung: „Das Ziel des damaligen Anschlags, die freien und kritischen Medien zum Schweigen zu bringen, ist nicht erreicht worden.“ In einem Land, in dem die Medien gleichgeschaltet seien, bedeute das Fortbestehen freier Medienorgane Hoffnung, so der HDP-Sprecher: „Es bedeutet, dass es immer noch die Möglichkeit einer Veränderung gibt. Solange es freie Medien gibt, besteht in der Türkei und Kurdistan noch Hoffnung.“

Nach den Redebeiträgen wurden Nelken am Tatort niedergelegt, anschließend besuchten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kundgebung das Grab des vor 24 Jahren getöteten Zeitungsmitarbeiters Ersin Yıldız auf dem Friedhof.