Istanbul: Journalismus ist kein Verbrechen

Vor dem Frauengefängnis Bakırköy in Istanbul haben Journalistinnen und Journalisten auf die Prozesse ihrer gefangenen Kollegen aufmerksam gemacht.

Mitglieder der Journalistengewerkschaft Türkei haben auf einer Kundgebung vor dem Frauengefängnis im Istanbuler Stadtteil Bakırköy auf ihre inhaftierten Kolleginnen und Kollegen aufmerksam gemacht. Die Gewerkschaftsmitglieder hielten ein Transparent mit der Aufschrift „Journalismus ist kein Verbrechen, Freiheit für alle gefangenen Journalisten“ und Fotos der Betroffenen in den Händen. Die Namen der Gefangenen wurden einzeln verlesen und mit dem Sprechchor „… kommt raus und wird weiter schreiben!“ vervollständigt.

Im Namen der Journalistinnenplattform Mezopotamya erklärte Safiye Alağaş auf der Kundgebung: „Während wir hier stehen, werden sieben festgenommene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Zeitung Yeni Yaşam der Staatsanwaltschaft vorgeführt. Wir fordern, dass sie freigelassen werden! Journalisten werden festgenommen und verhaftet, weil sie die Wahrheit berichten. Die Festnahmen und Verhaftungen können uns jedoch nicht einschüchtern. Wir werden ohne Einschränkungen weiter schreiben.“

Kevser Özkaynak, die ebenfalls in der Journalistinnenplattform organisiert ist, wies darauf hin, dass in der Türkei die Wahrheit mit Gewalt und Repression unterdrückt werden soll: „Alles, was wir tun, wird als Straftat gewertet: Artikel schreiben, Fragen stellen, fotografieren, filmen und sogar das Teilen unserer eigenen Nachrichten in den sozialen Medien wird verfolgt.“

Wie Kevser Özkaynak erklärte, finden in den kommenden Tagen Verhandlungen in den Prozessen gegen die ETHA-Korrespondentinnen İsminaz Temel, Pınar Gayıp und Semiha Şahin sowie gegen Hicran Ürün, Reyhan Hacıoğlu, İhsan Yaşar, İshak Yasul und Mehmet Ali Çelebi von der inzwischen verbotenen Zeitung Özgürlükçü Demokrasi statt. Özkaynak rief zur Prozessbeobachtung auf und erklärte: „Wir sind Zeuginnen ihrer journalistischen Tätigkeiten, denn wir haben zusammen gearbeitet.“

Im Anschluss wurde eine Grußbotschaft der gefangenen ETHA-Korrespondentin İsminaz Temel verlesen, die am 29. November erneut vor Gericht steht: „Trotz Unterdrückung und Gewalt lassen sich die Journalisten, die der Wahrheit auf der Spur sind, nicht zum Schweigen bringen. Solange noch eine von uns im Gefängnis ist, solange Gewalt und Repression anhalten, werden wir unseren Kampf fortsetzen, sowohl drinnen als auch draußen. Unser Kampf ist die einzige Garantie für unsere Freiheit und eine hoffnungsvolle Zukunft.“