Nordsyrien: Besatzung führt zu Eskalation patriarchaler Gewalt

Die Vorsitzende des Frauenrats von Nord- und Ostsyrien, Cihan Xidro, berichtet über die Verbrechen des türkischen Staates in den besetzten Gebieten und über die Situation von geflüchteten Frauen. Sie ruft zum Kampf gegen patriarchale Gewalt auf.

Der türkische Staat begeht in den von ihm besetzten Gebieten in Nordsyrien systematisch schwerste Verbrechen gegen die Menschlichkeit und verursacht eine massive Fluchtbewegung. Insbesondere Frauen sind von den Angriffen der Türkei und ihrer Söldner, aber auch von durch die Flucht eskalierender patriarchaler Gewalt betroffen. Cihan Xidro, Vorsitzende des Frauenrats von Nord- und Ostsyrien, fordert insbesondere internationale Frauenorganisationen auf, sich endlich zu diesen Verbrechen des türkischen Staats zu verhalten.

Anlässlich des 25. November, dem internationalen Kampftag gegen Gewalt an Frauen, äußerte sich Xidro im ANF-Gespräch zur Lage von Frauen in Nordsyrien. Sie betont, dass die Vertiefung der Syrienkrise zur Eskalation von Gewalt gegen Kinder und Frauen geführt habe. Als einen der Hauptgründe für diese Situation führt Xidro die türkische Besatzung an. Sie erklärt: „Vor allem in den letzten Jahren gab es ein Wirtschaftsembargo gegen die Regionen Nord- und Ostsyriens. Hunderttausende Flüchtlinge (aus anderen Teilen Syriens) leben hier. Ebenso mussten Hunderttausende von Menschen, die aufgrund der türkischen Invasion aus den betroffenen Gebieten flohen, in sicheren Gebieten untergebracht werden. In Nord- und Ostsyrien gibt es heute nur 14 offizielle Flüchtlingslager. Außerhalb dieser Lager gibt es Tausende von Flüchtlingen, die über die Regionen verstreut leben. All dies bringt eine große wirtschaftliche Not und große soziale Schwierigkeiten mit sich. Es hat negative Auswirkungen auf die Gesellschaft und führt leider auch zu häuslicher Gewalt.“

Entführungen, Folter, Vergewaltigung und Mord“

Xidro beschreibt die Situation von Frauen in den besetzten Gebieten: „Die Frauen sind sehr grausamen Übergriffen von Folter, Entführungen, Vergewaltigungen bis hin zu Morden betroffen. Etwa 30 Prozent der Gewaltakte der Besatzungstruppen in den besetzten Gebieten richten sich gegen Frauen. Allein für Efrîn wurden bis jetzt 1.200 solcher Fälle von Gewalt gegen Frauen registriert. Dutzende von ihnen wurden entführt und Hunderte verletzt. Das, was wir erfassen können, ist nicht einmal dreißig Prozent von dem, was der türkische Staat in den besetzten Gebieten anrichtet. Es sind sogar die Leichen von Dutzenden ermordeten Frauen verstümmelt worden.“

Xidro appelliert: „Alle Frauen, die in Nord- und Ostsyrien leben, müssen zuerst für die Freiheit der Frauen und gegen die Gewalt an Frauen kämpfen. Insbesondere internationale Fraueninstitutionen müssen sich gegen das stellen, was der türkische Staat anrichtet.“