WDR: Wir werden keine allein lassen und in Freiheit leben
Die „Womend Defend Rojava“-Komitees in Deutschland rufen dazu auf, den Kampf gegen patriarchale Gewalt am 25. November gemeinsam auf die Straße zu tragen – laut, wütend und kreativ.
Die „Womend Defend Rojava“-Komitees in Deutschland rufen dazu auf, den Kampf gegen patriarchale Gewalt am 25. November gemeinsam auf die Straße zu tragen – laut, wütend und kreativ.
Am 25. November ist „Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen”. Die „Womend Defend Rojava“-Komitees rufen dazu auf, den Kampf gegen patriarchale Gewalt gemeinsam auf die Straße zu tragen – laut, wütend und kreativ. „Patriarchale Gewalt trifft uns alle auf unterschiedliche Weise. Doch nur gemeinsam können wir uns wirksam verteidigen und zurückschlagen. Daher lasst uns organisieren und uns in unseren Kämpfen miteinander verbinden – am 25. November wie an jedem anderen Tag im Jahr“, heißt es in dem Aufruf der WDR-Komitees in Deutschland:
Patriarchale Gewalt: „Unsere Leben sind nicht sicher“
Gewalt gegen Frauen – ob cis, inter oder trans Frauen – ist Teil der traurigen Realität – hier und überall sonst auf der Welt. Körperliche Gewalt begegnet uns zuhause, auf der Arbeit oder auf der Straße. Jeden Tag werden in Deutschland Frauen bedroht, geschlagen und missbraucht. Die patriarchale Gewalt führt bis zum Tod – der Feminizid ist auch in Deutschland trauriger Alltag.
Unsere Leben sind nicht sicher. All diese Formen von Gewalt sind Teil des Patriarchats – ein System, das Frauen tagtäglich angreift und ausbeutet. Ein System, das Gewaltausübende schützt, Schuld bei Betroffenen selbst sucht und uns gegeneinander ausspielt. Am 25. November steht die Gewalt gegen Frauen im Zentrum unseres Protestes. Doch in einem anti-patriarchalen Kampf ist diese nicht loszulösen von Gewalt gegen andere unterdrückte Geschlechter. Die Gewalt gegen inter, trans, nicht-binäre und agender Personen begreifen wir auch als Ausdruck eben dieses patriarchalen Systems, das es gemeinsam zu bekämpfen gilt. Es ist ein System, das auf vielfältige Weise angreift.
Besatzung als System patriarchaler Gewaltherrschaft
Am diesjährigen 25. November wollen wir deshalb auch gegen die Besatzung des türkischen Staats und seinen aggressiven Angriffskrieg in Kurdistan auf die Straße gehen, denn diese Besatzung reiht sich ein in das System der patriarchalen Gewalt:
Seit 2018 besetzt der türkische Staat den Kanton Afrin in Nordsyrien und mit der Invasion im Oktober 2019 mittlerweile auch das nordsyrische Gebiet von Serêkaniyê bis Girê Spî. Am 26. Oktober 2021 wurde das Mandat für die Militäroffensive der Türkei im Irak und in Syrien um zwei Jahre durch das türkische Parlament verlängert. Es stehen neue Angriffe bevor, die die Gebiete der türkischen Besatzung ausweiten könnten. Der türkische Staat greift die autonome Selbstverwaltung in Rojava, in Nord- und Ostsyrien, auch deshalb fortwährend an, weil ihm der Kampf der kurdischen Frauenbewegung mitsamt seiner Errungenschaften ein Dorn im Auge ist.
Durch die Besatzung ist die dort lebende Bevölkerung heute täglich mit einer Realität eskalierender Gewalt konfrontiert: immer wieder wird die Wasserzufuhr in der Region von der Türkei abgeschnitten. Die Menschen, die bis heute in den türkisch besetzten Gebieten leben, werden durch die Türkei und seinen dschihadistischen Milizen alltäglich terrorisiert und misshandelt: Plünderungen, Inhaftierungen, Entführungen, Folter und Femizide finden regelmäßig statt.
Der Krieg wird über die Körper von Frauen geführt
Am „Internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen” möchten wir lautstark auf die Gewalt aufmerksam machen, die diese Besatzung auch für Frauen bedeutet. Frauen sind sexuellen Übergriffen, Vergewaltigungen, Folter und der Gefahr von Entführungen ausgesetzt. Das türkische Militär verschleppt Frauen und Mädchen in die Türkei und verkauft sie. Viele Frauen sind in Gefängnissen in der Türkei und ihre Situation ist unklar. Ihre Leben sind nicht mehr sicher.
So führt die Türkei ihren Krieg gegen den Versuch einer befreiten Gesellschaft über den Körper von Frauen, indem sie in ihre Körper eingreift und sie zerstört. Es wird damit versucht, ihren Widerstand zu brechen.
Hoffnung, Kraft und neuer Mut
Diese Kriegsführung ist Ausdruck des Patriarchats und bedeutet nicht nur die psychische und physische Schädigung von unzähligen Frauen, sondern auch die Aufrechterhaltung des unterdrückenden binären Geschlechtersystems und nicht zuletzt die Zerstörung der Gesellschaft.
Die Frauenrevolution in Kurdistan hat Feminist:innen weltweit Hoffnung, Kraft und neuen Mut gegeben. Wenn wir heute weltweit gegen patriarchale Gewalt auf die Straße gehen, müssen wir verstehen, dass wir im Kampf um Geschlechterbefreiung weltweit verbunden sind. Der Kampf von all diesen Frauen, Lesben, inter, trans, nicht-binären und agender Personen ist auch unser Kampf. Ihr Kampf um das befreite Leben ist auch unserer, ihre Revolution ist auch unsere.
Deshalb müssen wir sie hier in Deutschland und überall auf der Welt lautstark und entschieden am 25. November verteidigen: Wir fordern den sofortigen Abzug der türkischen Besatzung und einen Stopp der Angriffe. Wir fordern auch einen Stopp der deutschen Waffenexporte an das AKP-Regime und die Beendigung der politischen und wirtschaftlichen Kooperation mit Erdogan.
Wir werden keine allein lassen. Wir werden in Freiheit leben! Jin, Jiyan, Azadî! Daher: Am 25. November auf die Straße gegen Gewalt an Frauen überall!