Die Journalistin Öznur Değer ist in der kurdischen Provinz Mêrdîn (tr. Mardin) festgenommen worden. Nach Angaben der Frauennachrichtenagentur JinNews, für die Değer arbeitet, erfolgte die Festnahme am Freitagfrüh durch eine Einsatzgruppe der türkischen Polizeispezialeinheiten für Terrorismusbekämpfung (PÖH) im Kreis Qoser (Kızıltepe).
Die Beamten sollen die Wohnungstür aufgebrochen und die Journalistin unter Einsatz von Gewalt auf die Straße gezerrt haben, während ihre Wohnung durchsucht und Ausrüstungsgegenstände beschlagnahmt wurden. Anschließend sei Değer mit auf dem Rücken gefesselten Händen in ein Polizeifahrzeug gesetzt und auf das Präsidium in der Provinzhauptstadt Mêrdîn gebracht worden.
Warum Değer festgenommen wurde, ist nicht bekannt. Die Polizei machte offenbar keine Angaben, JinNews vermutet allerdings Terrorvorwürfe im Zusammenhang mit der Arbeit der Journalistin für die freie kurdische Presse. Auf dem Polizeipräsidium soll Değer sich geweigert haben, jegliche Fragen der Beamten zu beantworten. Sie werde vermutlich im Laufe des Tages an eine Staatsanwaltschaft überstellt, hieß es.
Immer wieder im Fokus von Repressionsbehörden
Öznur Değer steht nicht zum ersten Mal im Fokus von türkischer Polizei und Staatsanwaltschaft. Sie wurde bereits diverse Male festgenommen und saß schon mehrfach im Gefängnis; gegen sie laufen mehrere Verfahren. Die jüngsten Ermittlungen gegen Değer wurden im Dezember wegen Beamtenbeleidigung in Mêrdîn eingeleitet, weil sie sexistische Bemerkungen eines türkischen Polizisten als obszön und den Beamten als Faschisten bezeichnet hatte. In einem in Ankara verhandelten Prozess wurde die JinNews-Reporterin im vergangenen Juli wegen angeblicher PKK-Mitgliedschaft zu mehr als sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.