Journalistin Nazila Maroofian in Iran erneut verhaftet

Die kurdische Journalistin Nazila Maroofian ist erneut in Iran verhaftet worden. Grund sind Verstöße gegen die Kleidungsvorschriften. Laut einer Menschenrechtsorganisation wurde sie bei der Festnahme von Regime-Kräften misshandelt.

Die bekannte Journalistin Nazila Maroofian ist erneut in Iran verhaftet worden. Die kurdische Reporterin sei gestern nach Anweisung eines Gerichts inhaftiert worden, berichtete die Nachrichtenagentur Tasnim, die als Sprachrohr der iranischen Revolutionsgarde gilt. Grund für ihre erneute Festnahme seien Verstöße gegen die Kleidungsvorschriften des Regimes. Das in Frankreich ansässige Kurdistan Human Rights Network (KHRN) meldete, dass die 23-Jährige während der Festnahme in ihrer Teheraner Wohnung geschlagen wurde. Wo sie derzeit festgehalten wird, sei unklar.

Maroofian steht seit Monaten im Fadenkreuz der Justiz des Mullah-Regimes. Erstmals war die Journalistin, die in Teheran an der Allameh-Tabatabai-Universität studiert und für die Medienplattform Rouydad 24 arbeitet, im vergangenen Oktober während der landesweiten „Jin, Jiyan, Azadî“-Revolution festgenommen worden. Der Volksaufstand hatte sich im Monat zuvor am staatlichen Femizid an der Kurdin Jina Mahsa Amini entzündet. Die 22-Jährige war in Gewahrsam der iranischen Sittenpolizei zu Tode misshandelt worden.

Grund für Maroofians Inhaftierung damals war ein Interview, das sie mit dem Vater von Jina Mahsa Amini geführt hatte. Amjad Amini beschuldigte die iranischen Behörden, über den Tod seiner Tochter die Unwahrheit zu behaupten. Nach offiziellen Angaben sollen „gesundheitliche“ Probleme zum Tod von Jina Mahsa Amini geführt haben. Ihre Familie geht hingegen davon aus, dass sie von Polizisten durch Schläge auf den Kopf getötet wurde. Darauf deuteten auch Ausführungen des Teheraner Krankenhauses hin, in das Amini am 13. September 2022 eingeliefert worden war. Zu dem Zeitpunkt war sie bereits hirntot.

Drohanrufe von Geheimdienst

Wegen ihres Interviews mit Amjad Amini verurteilte ein Gericht in Teheran Maroofian im Januar wegen „Propaganda gegen den Staat“ zu zwei Jahren Haft. Die Journalistin, die wie Jina Mahsa Amini aus Seqiz in Ostkurdistan stammt, gilt als besonders kritisch. So hatte sie nach ihren jüngsten Freilassungen mehrfach Fotos in sozialen Netzwerken veröffentlicht, die sie ohne das obligatorische Kopftuch zeigen. Nach Angaben des KHNR habe Maroofian deshalb in den vergangenen Tagen wiederholt Drohanrufe von Beamten des iranischen Geheimdienstministeriums erhalten, die sie aufgefordert hätten, ihre Aktivitäten in sozialen Netzwerken einzustellen. Maroofian wurde in den vergangenen Monaten bereits mehrmals verhaftet, kam zuletzt jedoch auf Kaution frei.