Ende November bestätigte ein türkisches Berufungsgericht in Istanbul das Urteil gegen mehrere „symbolische Chefredakteur*innen“, die sich im Rahmen der Kampagne „Bereitschaftsjournalismus“ mit der verbotenen prokurdischen Tageszeitung Özgür Gündem solidarisiert hatten. In dem Verfahren waren im Januar des vergangenen Jahres die Journalist*innen Hüseyin Aykol, Ayşe Düzkan, Hüseyin Bektaş, Mehmet Ali Çelebi und Ragıp Duran wegen „Propaganda für eine Organisation“ zu insgesamt fast zehn Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden.
Die Feministin Ayşe Düzkan muss für 18 Monate ins Gefängnis. Vor dem Justizpalast Çağlayan haben sich am Dienstag Feministinnen, Aktivist*innen, Journalist*innen, Gewerkschaftsmitglieder und Politiker*innen versammelt, um Düzkan zu verabschieden.
In einer kurzen Rede sagte die Journalistin: „Es gibt sehr viele Gefangene, die aus politischen Gründen inhaftiert wurden und deutlich länger im Gefängnis bleiben. Ich wurde lediglich zu 18 Monaten verurteilt. Wenn alles gut läuft, muss ich nur zweidrittel der Zeit absitzen. Also nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Viel wichtiger in unserem Land ist doch, dass Menschen, die sich entschieden haben, in die Politik zu gehen, mit Repression konfrontiert werden. Die Türkei ist kein Rechtsstaat mehr und ähnelt mittlerweile Afghanistan. Von diesem Standpunkt aus betrachtet hat es keine Bedeutung, dass ich ins Gefängnis gehe. Ich werde meine Strafe absitzen, um danach meine Arbeit wieder wie gewohnt aufzunehmen. Um die Pressefreiheit in der Türkei stand es noch nie wirklich gut. Wir sind das Land mit den meisten inhaftierten Journalisten. Solange es in einem Land etwas zu verbergen gibt, ist auch die Pressefreiheit eingeschränkt“, so Düzkan.