Journalist wegen „Terrorvorwürfen” festgenommen

In Istanbul hat die Polizei vergangene Nacht den Journalisten Çağdaş Kaplan festgenommen. Gegen den Chefredakteur der Tageszeitung Yeni Yaşam Gazetesi liegt wegen „Terrorvorwürfen“ eine Anordnung zur Ingewahrsamnahme vor.

In der Türkei ist ein weiterer Journalist festgenommen worden. Çağdaş Kaplan, Chefredakteur der Tageszeitung Yeni Yaşam Gazetesi, wurde vergangene Nacht in Istanbul wegen des Vorwurfs der „Terrorpropaganda“ in Polizeigewahrsam genommen. Gegen den Journalisten lag offenbar ein Festnahmegesuch vor. Kaplan wurde auf die Polizeiwache im Stadtteil Göztepe gebracht und soll noch heute im Justizpalast Çağlayan einem Vernehmungsrichter vorgeführt werden.

Kaplan ist einer von sieben Journalisten, die sich vor Gericht wegen der „Benennung von Akteuren im Kampf gegen den Terror” verantworten müssen. In der Anklage geht es um eine Meldung zur Militäroperation in Sûr, der Altstadt von Amed, mit dem Titel „Die Belagerung trägt den Namen ‚Fahne 12', der Mann an ihrer Spitze heißt Musa Çitil“, die von den angeklagten Journalisten über die sozialen Medien verbreitet wurde. Erschienen war die Meldung bei der per Dekret geschlossenen Nachrichtenagentur DIHA und der ebenfalls mittlerweile verbotenen Tageszeitung Özgür Gündem und benannte den damaligen Kommandanten der Jandarma in Amed, Musa Çitil, als Verantwortlichen für die Operation in Sûr. Çitil, mittlerweile befördert zum stellvertretenden Oberkommandanten der türkischen Jandarma, tritt als Nebenkläger in dem Verfahren auf.

Aufgrund eines anderen Verfahrens aus dem Jahr 2010 wurde Kaplan im Mai dieses Jahres zu einer Haftstrafe von sechs Jahren und drei Monaten verurteilt. Der Journalist hatte zu seiner Zeit als DIHA-Korrespondent über rassistische Übergriffe auf kurdische Studierende in der türkischen Stadt Sakarya berichtet und ist wegen „Mitgliedschaft in einer verbotenen Organisation“ verurteilt worden.