Oppositioneller Journalismus in der Türkei
Ferhat Sezgin ist einer von drei Journalist:innen, die am Mittwoch in Istanbul bei Protesten gegen den Wahlputsch in Wan festgenommen wurden. Er wollte für die Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) von einer spontanen Protestaktion im Stadtteil Esenyurt berichten und musste zusammen mit 132 weiteren Festgenommenen die Nacht in Polizeigewahrsam verbringen.
Über seine Festnahme berichtete Sezgin: „Wir haben den Polizeieinsatz gefilmt und sind deswegen angegriffen worden. Ein Polizist kam auf mich zu und fragte, ob ich Journalist sei. Als ich das bestätigte und meinen Presseausweis zeigen wollte, stürzten sich vier oder fünf Polizisten auf mich. Dabei wurde meine Kamera zerstört. Sie beschimpften und schlugen mich. Obwohl ich immer wieder sagte, dass ich Journalist bin, wurden mir Handfesseln am Rücken angelegt. Als sie mich in den Gefangenentransporter zerrten, brachen sie mir die Nase. Ich habe Hämatome am ganzen Körper. Im Transporter sagte ich wieder, dass ich Journalist bin und der Vorgang ungesetzlich ist. Daraufhin fragte ein Polizist: Was hast du hier zu suchen, wenn du Journalist bist?“
Die Festgenommenen wurden zunächst ins Krankenhaus gebracht. Dort wurde Sezgin ein Attest über die Folgen der Misshandlung ausgestellt. Auf dem Weitertransport ins Polizeirevier wurden die Plastikhandfesseln stärker festgezogen, berichtete Sezgin weiter: „Die Blutzirkulation funktionierte nicht mehr. Wir wurden vier oder fünf Stunden im Gefangenentransporter vor dem Polizeigebäude festgehalten. Mein Arm schlief ein, andere erlitten Schwächeanfälle. Als wir später hereingeholt wurden, gingen die Beschimpfungen weiter. Es wurde die ganze Zeit psychologischer Druck ausgeübt.“
Ferhat Sezgin will juristisch gegen die Polizei vorgehen und sich dabei von der Menschenrechtsstiftung Türkei (TIHV) unterstützen lassen. Seine Arbeit als oppositioneller Journalist will er fortsetzen.