Angriffe untergraben Friedensinitiative
Die Volksverteidigungskräfte (HPG) weisen in einer aktuellen Erklärung auf eine deutliche Zunahme der türkischen Angriffe auf die Medya-Verteidigungsgebiete hin, insbesondere mit geächteten Waffen. Demnach sind in den vergangenen Tagen insbesondere im Umland von Amêdî (Amediye) sowie in Metîna mehrere Guerillastellungen gezielt mit chemischen Substanzen und Sprengstoffdrohnen angegriffen worden.
In der Erklärung, die vom Pressezentrum der HPG veröffentlicht wurde, wird anlässlich des 100. Jahrestags ihrer Hinrichtung zunächst des kurdischen Anführers Şêx Seîd und seiner Mitstreiter gedacht. Ihr Kampf wird von der Guerillaorganisation als historischer Widerstand gegen die türkische Assimilationspolitik gewürdigt.
Einsatz verbotener Waffen
Die HPG werfen der türkischen Armee konkret vor, in mehreren Tunneln der Guerilla in den Regionen Zap und Metîna chemische Waffen und verbotene Explosivstoffe eingesetzt zu haben. Allein zwischen dem 21. und 27. Juni wurden Tunnelstellungen im Massiv Girê Amêdî mindestens neunmal mit chemischen Substanzen und Sprengstoffdrohnen attackiert. In Metîna sind ähnliche Angriffe laut dem Bericht elfmal dokumentiert worden. Zudem berichten die HPG von dutzenden schweren Artillerieangriffen in weiteren Gebieten, darunter in Teilen von Xakurke.
Angriffe untergraben Friedensinitiative
Trotz eines von der PKK bereits im März einseitig ausgerufenen Gewaltverzichts berufen sich die HPG auf das Recht zur Selbstverteidigung. So wurden in den vergangenen Tagen mehrere Gegenangriffe gegen Besatzungstruppen durchgeführt. Dazu heißt es: „Wir bekräftigen erneut: Unsere Kräfte halten sich an den von Abdullah Öcalan eingeleiteten Prozess sowie an die auf dem 12. Kongress der PKK gefassten Beschlüsse. Obwohl der bewaffnete Kampf eingestellt wurde, sahen wir uns aufgrund des wiederholten Einsatzes chemischer Waffen – die nach internationalem Recht verboten und strafbar sind – insbesondere durch das türkische Militärkommando in der Region Amêdî gezwungen, am 24. und 26. Juni unser Recht auf Vergeltung auszuüben. Aufgrund der Sensibilität der aktuellen Phase veröffentlichen wir derzeit keine Angaben zu Verlusten auf türkischer Seite oder zu Bildmaterial unserer Aktionen.
Gezielte Provokation gegen den Versuch einer politischen Lösung
Wir möchten jedoch betonen: Die Verantwortung für die entstandenen Verluste und die aktuelle Eskalation liegt bei dem regionalen Kommando und der dahinterstehenden Haltung, die weiterhin chemische Waffen und Sprengstoffe mit hoher Zerstörungskraft gegen eine Kraft einsetzen, die ihren bewaffneten Kampf eingestellt hat. Sollte nach unserer warnenden Vergeltungsaktion weiterhin auf Zerstörung abgezielt und der Einsatz chemischer Waffen fortgesetzt werden, werden wir gezwungen sein, mit noch härteren und entschiedeneren Gegenmaßnahmen zu reagieren. Es ist offensichtlich, dass diese Angriffe – motiviert durch individuelle Ambitionen einzelner Akteure, die auf persönliche Vorteile und symbolische Erfolge aus sind – gleichzeitig einen gezielten Angriff auf den von Abdullah Öcalan entwickelten Friedens- und Lösungsprozess darstellen, der im Interesse aller Völker der Türkei liegt. Aus diesem Grund betrachten wir es als unser Recht, gegenüber dieser Haltung nicht zu schweigen, unsere Kräfte zu schützen und mit der notwendigen Härte zu antworten.“
Stellungnahme zum Tod von Serhat Ceylan
Zur Klärung kursierender Medienberichte über den Tod des HDP-Lokalpolitikers Serhat Ceylan aus der Provinz Agirî (tr. Ağrı) erklärten die HPG zudem, dieser habe sich „als Gast“ in den Bergen aufgehalten. In dieser Zeit sei eine frühere Erkrankung Ceylans vermutlich wegen den schwierigen klimatischen Bedingungen erneut ausgebrochen und habe zu seinem Tod geführt. „Trotz medizinischer Bemühungen haben wir sein Leben nicht retten können“, erklärten die HPG und wiesen damit Medienberichte zurück, wonach Ceylan von der Guerilla getötet worden sei. Sie würdigten ihn als „Gefallenen des kurdischen Befreiungskampfes“ und sprachen seiner Familie sowie der Bevölkerung in Bazîd (Doğubayazıt) ihr Beileid aus.
Ceylan war zuvor für die HDP als Ko-Vorsitzender des Kreisverbands in Bazîd sowie als Mitglied des Provinzrats in Agirî aktiv.