Repression gegen alternative Medien
Die türkische Polizei hat am Dienstagmorgen das Istanbuler Büro des Onlineportals Sendika.org durchsucht. Die Tür wurde offenbar aufgebrochen, bei der Durchsuchung war niemand anwesend. Das Türschloss wurde nach Angaben der alternativen Internetzeitung von der Polizei ausgetauscht. Bei der Razzia wurden Bücherregale und Schränke durchwühlt und zwei Fotos beschlagnahmt.
Sendika.org berichtet seit 2001 über die Kämpfe linker Bewegungen in der Türkei und wird täglich von Zehntausenden Menschen als Nachrichtenquelle genutzt. Die Website wird häufig von den türkischen Behörden blockiert. Parallel zu der Durchsuchung des Büros wurden etliche Wohnungen in Istanbul von der Polizei gestürmt und mindestens 27 Personen im Zusammenhang mit den Protesten am 1. Mai festgenommen.
Mehr als 260 Festnahmen um den 1. Mai
Am 1. Mai waren in Istanbul mehr als 200 Menschen festgenommen worden, die an einer Demonstration zum Taksim-Platz teilnehmen wollten. Mindestens 60 weitere Festnahmen erfolgten im Nachgang im Zuge zweier Großrazzien. Die türkischen Behörden hatten kurz vor dem Maifeiertag erklärt, dass der Taksim nicht für die jährlichen Proteste genutzt werden dürfe. Linke Organisationen, Gewerkschaftsverbände und politische Parteien riefen dennoch zu der Demonstration auf, auch mit Verweis auf ein Urteil des Verfassungsgerichtshofs. Die Polizei setzte Gummigeschosse, Wasserwerfer und Tränengas gegen die Teilnehmenden ein. Zahlreiche Demonstrierende, aber auch Medienschaffende, wurden verletzt. Mindestens 49 Menschen befinden sich im Zusammenhang mit den Maiprotesten in Untersuchungshaft.