Zwei Kolbar bei Minenexplosion schwer verletzt

Bei der Explosion einer Landmine im Grenzgebiet zu Südkurdistan sind zwei Kolbar aus Rojhilat schwer verletzt worden. Ein weiterer Lastenträger liegt mit schweren Schussverletzungen durch Waffen iranischer Grenztruppen im Krankenhaus.

Bei der Explosion einer Landmine im Grenzgebiet zu Südkurdistan sind zwei Kolbar schwer verletzt worden. Wie die in Frankreich ansässige Menschenrechtsorganisation Kurdistan Human Rights Network (KHRN) mitteilte, ereignete sich der Vorfall am Donnerstagfrüh im nördlich von Pawe gelegenen Distrikt Nosûde (Nowsud) in der Provinz Kirmaşan. Der Sprengsatz aus dem Bestand der iranischen Armee zerfetzte einem der Kolbar den Fuß, er muss amputiert werden. Auch der zweite Mann erlitt schwerste Verletzungen an den unteren Extremitäten.

Bei den Kolbarn handelt es sich um Mohammad Mirani und Aboubakr Rostamian. Letzterer stammt aus Merîwan, Mirani lebt in einem Vorort von Pawe. Sie befinden sich in einem Krankenhaus in Kirmaşan. In derselben Klinik liegt laut dem KHRN auch ein dritter Kolbar: Ata Hosseini aus dem Ort Baleh Bezan. Der 32-Jährige sei am Mittwoch ebenfalls in der Nähe von Nosûde schwer verletzt worden, allerdings durch direktes Feuer iranischer Grenztruppen. Die Kugeln trafen Hosseini in der Brust, seit heute soll er hirntot sein.

(c) KHRN / Kolbarnews

Kurdische Lastenträger, die sich selbst „Kolbar“ – je nach Mundart auch „Kolber“ – nennen, leben davon, Lasten wie Haushaltswaren, etwa Matratzen, Fernseher, Decken und Tee über die gefährlichen Grenzen Irans und Iraks zu bringen und einen Handel zwischen den verschiedenen kurdischen Regionen möglich zu machen. Die Ware ist im Irak billiger als in Iran, das zudem einem von den USA initiierten Wirtschaftsboykott unterliegt. Bis zu 50 Kilogramm schleppen Kolbar über die Passrouten – oft nur in Alltagskleidung, und erhalten nur einen minimalen Tagelohn. Den weiteren Verkauf übernehmen die „Kesibkar“, die von Stadt zu Stadt reisen, um für die Waren, die von den Lastenträgern über die Grenze gebracht wurden, Abnehmende zu finden.

Vierzehn Übergriffe auf Kolbar in einer Woche

Die Initiative Kolbarnews teilte ergänzend mit, dass zwei weitere Kolbar aus Seqiz ebenfalls mit Schussverletzungen in einem Krankenhaus liegen. Sie seien ebenfalls gestern ins Visier iranischer Militärs geraten, jedoch in einem Grenzgebiet unweit von Bane.

Die vom KHRN und Kolbarnews gesammelten Daten lassen einen beunruhigenden Trend erkennen. So teilte die Initiative heute mit, seit letzter Woche Donnerstag vierzehn Übergriffe iranischer Truppen auf Kolbar im Grenzgebiet zwischen Ost- und Südkurdistan erfasst zu haben. In mindestens elf Fällen seien die Attacken tödlich gewesen beziehungsweise hätten zu Verletzungen geführt. So sei ein Kolbar in Selas Bawecanî von Soldaten verprügelt worden. Dabei habe er mehrere Gewehrkolben ins Gesicht kassiert. 

32 Lastenträger 2023 im Grenzgebiet gestorben

Laut einem Jahresbericht von Kolbarnews kamen 2023 mindestens 32 Lastenträger ums Leben, weitere 267 wurden verletzt. Etwa zwei Drittel der Todesopfer sowie ein Großteil der Verletzten wurden von Grenztruppen des iranischen Regimes ins Visier genommen. Andere Todesfälle oder Verletzungen sind durch Minenexplosionen, Lawinenabgänge, Stürze oder durch Erfrieren verursacht worden. Die Zahlen von Kolbarnews sind im Hinblick auf das tatsächliche Ausmaß der Gewalt gegenüber Lastenträgern nur begrenzt aussagefähig, da gerade in diesem Deliktbereich die Dunkelziffer hoch eingeschätzt werden muss. Viele Opfer fürchten eine weitere Verfolgung durch das Regime, wenn sie Angriffe auf Kolbar öffentlich machen. In den ersten Tagen des laufenden Jahres zählte die Initiative bisher elf verletzte und zwei getötete Kolbar.