Unterdrückung und Völkermord, eine türkische Tradition

Seit nunmehr anderthalb Jahren führt das türkische Regime erneut einen offenen und großangelegten Krieg sowohl gegen die kurdischen Gebiete innerhalb der eigenen nationalstaatlichen Grenzen, als auch gegen Rojava und das Qandîl-Gebirge.

Vor gut einem Jahr zeigte der türkische Faschismus seine ganze Grausamkeit in den Kellern von Cizîr (türk. Cizre). Über Wochen hinweg belagerte die türkische Armee die hunderttausend Einwohnerstadt mit gut zehntausend Soldaten und erklärte die Angriffe mit Panzern, Artillerie und Kampfflugzeugen als eine Anti-Terror-Aktion. Eine Ausgangssperre wurde verhängt. Viele Einwohner*innen suchten Schutz in den Kellern größerer Wohnhäuser und waren dort durch den andauernden Beschuss tagelang eingesperrt. Auf Menschen die versuchten die Stadt doch noch zu verlassen, wurde sofort scharf geschossen.1

Zu einigen Kellern gab es anfangs noch Telefonkontakt, sie baten um Hilfe, riefen politische und staatliche Stellen an. Während die Armee Rettungskräften die Durchfahrt versperrte, nahm sie die Gebäude unter Beschuss. Später fand man die nach Schutz suchenden Menschen, verbrannt und tot in den Kellern Cizîrs.2

Erst vor wenigen Tage veröffentlichte die biologische und medizinische Fakultät der Universität Lausanne (CHUV) ihren Bericht zur gerichtsmedizinischen Untersuchung der sterblichen Überreste von Berjin Demirkaya, die mit eine ganzen Gruppe in einem der Keller umgebracht wurde. Die Untersuchungsergebnisse legen den Verdacht nahe, dass Berjin und ihre Freunde zunächst in dem Keller erschossen und ihre Leichname anschließend verbrannt wurden.3

Ein Jahr später setzt das türkische Regime den Völkermord und Terror in den Dörfern des Landkreises Nisêbîn (türk. Nusaybin) fort. Erst vor zwei Wochen gelangte das Dorf Xerabê Bava (türk. Koruköy) zu trauriger Bekanntheit. Die türkische Armee kreiste das Dorf ein, nahm es von allen Seiten unter Beschuss, richtete auf dem Dorfplatz drei Menschen vor aller Augen hin, stürmte in Häuser und setzte sie anschließend in Brandt. Aktuell fehlt von über sechzig Personen jegliche Spur, türkische Soldaten verschleppten sie, niemand weiß wohin.4

Weder hörte das türkische Regime nach den Angriffen auf Cizîr auf, noch nach den Angriffen auf Xerabê Bava. Die türkische Armee geht mit allen Mitteln gegen weitere Dörfer im Landkreis vor. Als nächstes scheint das Regime seine Kräfte auf das Dorf Talatê. Wie bei Xerabê Bava hat die türkische Armee das Dorf zunächst unter Artilleriebeschuss genommen und nun die gesamte Wasser- und Stromversorgung gekappt.

In Xerabê Bava geht das türkische Regime derweil mit schwerem Baugerät gegen die verblieben historischen Gebäude vor, um jegliche kurdische Geschichte zu vernichten, ganz so wie bereits in Cizîr, Sur, Nisêbîn und vielen weiteren Städten.5

Konstantin Weiner – ISKU, 24. Februar 2017

1Siehe: https://www.heise.de/tp/features/In-den-Kellern-von-Cizre-3378235.html

2Siehe: http://info.arte.tv/de/die-geheimen-todeskeller-der-tuerkei

3Siehe: https://isku.blackblogs.org/3944/schweizer-gerichtsmedizin-opfer-der-keller-von-cizir-wahrscheinlich-erschossen/

4Siehe: http://civaka-azad.org/hinrichtung-folter-und-zerstoerung-im-dorf-xerabe-bava-akp-fuehrt-in-kurdistan-ein-neues-massaker-durch/

5Siehe: https://www.youtube.com/watch?v=aWyclKr_KnM