Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, hat sich bestürzt über die hohe Zahl von Hinrichtungen in Iran in diesem Jahr gezeigt. Seit dem 1. Januar habe das fundamental-islamistisch regierte Land laut Berichten mindestens 209 Menschen hinrichten lassen, erklärte Türk am Dienstag in Genf. Die tatsächliche Zahl der Hinrichtungen liege wahrscheinlich höher, könne aber wegen mangelnder Transparenz der Behörden nicht ermittelt werden.
Unter den Opfern seien vor allem Personen, die wegen Drogendelikten verurteilt worden waren und unverhältnismäßig viele Angehörige von Minderheiten, so Türk. Der Iran sei auf dem gleichen Weg wie im vergangenen Jahr, als Berichten zufolge über 580 Menschen hingerichtet worden seien. Türk sprach von einem „abscheulichen Rekord“. Er forderte das Regime auf, die Todesstrafe abzuschaffen oder alle Hinrichtungen zu stoppen.
Der Iran gehört zu den Ländern mit den meisten Hinrichtungen weltweit. Laut der Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights mit Sitz in Oslo wurden 2022 mindestens 582 Menschen hingerichtet. Das sind 75 Prozent mehr als im Jahr davor. Etwa ein Drittel aller im Vorjahr in Iran hingerichteten Menschen gehörte der belutschischen Minderheit an – obwohl sie nur zwischen zwei und fünf Prozent der Gesamtbevölkerung Irans ausmacht. Die „absolute Mehrheit“ der wegen ihrer politischen Zugehörigkeit hingerichteten Personen gehörte 2022 dagegen der kurdischen Minderheit an. Ethnische Minderheiten gehören zu den sozioökonomisch marginalisierten Gruppen in Iran. Die Todesstrafe ist Teil ihrer systematischen Diskriminierung und umfassenden Unterdrückung.
Am Montag waren in Iran die Todesurteile gegen zwei Gefangene vollstreckt worden, denen Blasphemie vorgeworfen wurde. Zuvor hatte Teheran am Samstag einen gebürtigen Iraner mit schwedischem Pass hängen lassen. Der politische Aktivist war während einer Türkei-Reise in den Iran verschleppt worden. Laut Iran Human Rights liegt die derzeitige Zahl der Hinrichtungen bei mindestens 211. Die letzten Exekutierungen fanden demnach ebenfalls am Vortag statt und betrafen zwei wegen Drogendelikten verurteilte Männer, darunter ein Belutsche.