Tag des Kindes in der Türkei

1921 wurde der 23. April in der Türkei zum „Feiertag der Nationalen Souveränität und des Kindes“ erklärt. Das Jahr 2018 wurde zum „Kampfjahr gegen Kinderarbeit“ ausgerufen. Die Realität der Kinder in der Türkei sieht anders aus.

In der Türkei ist heute der Tag des Kindes, ein offizieller Feiertag. Unzählige Kinder, die sexuell oder als billige Arbeitskraft missbraucht werden, wissen nichts von diesem Feiertag. Internationale Abkommen zum Schutz von Kindern haben mit der Realität von Kindern in der Türkei und Kurdistan nichts zu tun. Jährlich werden durchschnittlich zehn Minderjährige von staatlichen Kräften in türkischem Staatsgebiet getötet, 80 Prozent davon in Kurdistan. Insofern mutet der heutige Feiertag wie eine Ironie an. Von den schlechten Lebensbedingungen sind insbesondere Flüchtlingskinder betroffen.

Vermehrte Kinderarbeit

Immer mehr Minderjährige sind gezwungen, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Auf den Straßen von Amed haben wir Yasin (14) und Necip (16) aus Aleppo getroffen. Sie sammeln Müll auf einem Handkarren. Beide sprechen arabisch, haben jedoch ein bisschen türkisch gelernt. Jemand hat ihnen Süßigkeiten geschenkt, die sie in einem Park essen. Wir fragen sie, ob sie bereit sind, uns ein Interview zu geben. Yasin lehnt zunächst verlegen ab: „Das kann ich nicht“, sagt er und willigt dann doch ein.

Wir fragen ihn, ob er die Bedeutung des Feiertags am 23. April kennt. Er hat keine Ahnung. Als wir ihn fragen, woher er kommt, antwortet er: „Ich komme aus Aleppo. Wir sind bombardiert worden, deshalb sind wir hierhergekommen. Mein Vater ist tot, meine Mutter ist in Antep. Ich bin mit meinem kleinen Bruder hier. Ich sammele Plastik, davon lebe ich. Es ist sehr schwierig, im Ausland zu leben. Wir würden gerne zurück in die alte Zeit nach Aleppo. Sobald der Krieg aufhört, gehen wir zurück.“ Bei diesen Worten lächelt er.

„Wir wollen nach Aleppo zurück“

Nach Yasin sprechen wir mit Necip. Auch er kommt aus Aleppo. „In Aleppo habe ich nicht gearbeitet, ich bin zur Schule gegangen. Als der Krieg anfing, bin ich mit meiner Familie nach Amed gekommen. Wir sind insgesamt elf Personen. Ich wäre gerne wieder in Aleppo. Das geht wegen dem Krieg nicht. Ich sammele Plastik, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen.“

Der angebliche Kampf gegen Kinderarbeit

Zu Jahresbeginn hat Jülide Sarıeroğlu, die Ministerin für Arbeit und Soziale Sicherheit, unter Schirmherrschaft von Emine Erdoğan das „Kampfjahr gegen Kinderarbeit“ ausgerufen und eine entsprechende Deklaration unterzeichnet. Mit Unterstützung der Präsidentengattin werde sie dafür sorgen, dass dieses Problem in der Türkei behoben werde. Tatsächlich ist seitdem nichts passiert. Die Lebensbedingungen von Kindern scheinen sich ständig zu verschlechtern.