Das Istanbuler Büro des Menschenrechtsvereins IHD fordert das Justizministerium zur Aufklärung der Geschehnisse im Gefängnis Nr. 5 in Silivri auf. Zwei Gefangene sind nach Misshandlungen am Montag aus unbekannten Gründen im Krankenhaus verstorben. Der Menschenrechtsverein berichtet, Ferhan Yılmaz und ein weiterer Gefangener unbekannten Namens seien nach schweren Folterungen durch das Wachpersonal gestorben.
Zu den Ereignissen im Gefängnis von Silivri hat der IHD am Dienstag eine Pressekonferenz einberufen. Der Menschenrechtsverein erklärte: „Während des Zählappells am 6. April im Gefängnis Nr. 5 von Silivri wurden die Gefangenen geschlagen und anschließend systematischer Folter unerzogen. Sie wurden in den Suizid getrieben.“
Die Juristenvereinigung ÖHD konkretisierte in einer schriftlichen Erklärung den IHD-Bericht: „Am 6. April erfuhren wir, dass 60 Wärter den Zellenblock betreten hatten und einem der Gefangenen eine Ohrfeige verpassten. Sie hatten zu dem Gefangenen gesagt: ‚Geh raus, wir werden uns mit dir unterhalten.‘ Aufgrund dieses Übergriffs und dieser Drohungen kam es zu Unruhe im Zellenblock. Uns erreichte die Information, dass dabei ein kranker Gefangener einen Herzanfall erlitten habe.“
Folter im Zellenblock
Die ÖHD berichtet, dass sich unter den etwa 60 Wächtern, die den Zellenblock stürmten, auch der Direktor der Haftanstalt befunden habe. Er habe angekündigt, die Gefangenen zu filmen. Der Verein weiter: „Die Wächter schnappten sich sechs Gefangene und folterten und schlugen sie. Einer der Gefangenen versuchte sich aufgrund der Gewalt und Repression, an seinen Schnürsenkeln im Hof des Gefängnisses aufzuhängen. Obwohl sie den Suizidversuch sahen, unternahmen Wach- und Gesundheitspersonal nichts. Der Versuch wurde allein von seinen Zellengenossen verhindert.“ Am 8. April folgten weitere Suizidversuche. So versuchten sich die sechs Gefangenen durch eine Überdosis Medikamente zu töten, erklärt der ÖHD und fährt fort: „Einer der Gefangenen befindet sich jetzt auf der Intensivstation. Es wurde auch berichtet, dass ein Verbot von Telefongesprächen für die anderen Gefangenen verhängt wurde, um zu verhindern, dass sie das, was ihnen widerfährt, an ihre Familien weitergeben. Die Gefängnisdirektion hat trotz deutlicher Belege die Geschehnisse dementiert.
Bereits zwei Tote
Der ÖHD schließt in seiner Erklärung: „Aber dennoch gingen Folter und Misshandlungen weiter. Den Gefangenen wurde der Zugang zu Besuch und zu ihren Anwält:innen verweigert. Der ins Krankenhaus eingelieferte Gefangene Ferhan Yılmaz und ein weiterer Gefangener, dessen Name nicht bekannt ist, sind gestern aus unbekanntem Grund gestorben. Die Leiche von Ferhan Yılmaz wurde seiner Familie übergeben.“
Hinweis: In einer früheren Version war der Name des Gefangenen Ferhan Yılmaz mit „Serhan Yılmaz“ angegeben. Wir haben die Daten korrigiert.