Sey-Eye: Hunderte Menschen harren auf Rettungsschiffen aus

Über 700 im Mittelmeer vor dem Ertrinken gerettete Menschen warten auf mehreren Schiffen auf die Zuweisung eines sicheren Hafens. Mit jeder Stunde, die vergeht, befürchtet Sea-Eye e.V., dass eine Ausschiffung vor Weihnachten unwahrscheinlicher wird.

Auf dem Rettungsschiff SEA-EYE 4 warten nach sieben Nächten noch immer 216 Menschen auf die Zuweisung eines sicheren Hafens durch die italienischen Behörden. Sieben Menschen wurden aus medizinischen Gründen von der italienischen Küstenwache evakuiert. Die 223 Menschen wurden bereits am 16. und 17. Dezember in der maltesischen Such-, Rettungs- und Koordinierungszone gerettet. Die italienischen Behörden koordinieren seit Sonntag die Anfrage, für die Malta trotz unstrittiger Zuständigkeit die Verantwortung ablehnt.

Die Schiffsführung der SEA-EYE 4 hat seit Sonntag viermal in Italien um die Zuweisung eines sicheren Hafens gebeten. Die Bundestagsabgeordneten Julian Pahlke (Bündnis 90/DIE GRÜNEN) und Helge Lindh (SPD) sind aktiv im Austausch zwischen Sea-Eye, dem Auswärtigen Amt und dem Bundesinnenministerium und bemühen sich um eine Lösung für hunderte gerettete Menschen. Denn auch die Rettungsschiffe OCEAN VIKING von SOS Méditerranée und GEO BARENTS von Ärzte ohne Grenzen haben über 500 Menschen gerettet und werden an Weihnachten einen Ausschiffungshafen benötigen.

Die Not der Menschen macht keine Weihnachtsferien

Mit jeder Stunde, die vergeht, befürchtet Sea-Eye, dass eine Ausschiffung vor Weihnachten unwahrscheinlicher wird. „Die Menschen sind seit vielen Tagen auf dem Meer. Sie sind erschöpft, sie frieren und verstehen nicht, warum sie nicht willkommen sind. Die Not der Menschen macht keine Weihnachtsferien. Der Bundeskanzler hat die historische Chance klarzustellen, dass die neue Bundesregierung einen menschenrechtsbasierten Politikansatz verfolgt und sich im Wesentlichen von dem Kurs der Vorgängerregierung unterscheidet. Deutschland muss sich jetzt zur Aufnahme der Schutzsuchenden bereit erklären. Bisher vermissen wir ein solches Signal von Olaf Scholz. Es ist jetzt keine CDU mehr Teil der Regierung, der man die Schuld an der Blockierung humanitärer Maßnahmen geben könnte“, sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e.V.

Titelfoto: Camilla Kranzusch, Sea-Eye e.V.