Die Istanbuler Samstagsmütter haben auf dem Galatasaray-Platz Aufklärung über das Schicksal ihrer in staatlichem Gewahrsam verschwundenen Angehörigen und eine Bestrafung der Täter gefordert. Umringt von einem großen Polizeiaufgebot thematisierte die Initiative bei ihrer 974. Aktion den Fall von Hayrettin Eren, der kurz nach dem Militärputsch von 1980 in Istanbul festgenommen wurde und nie wieder auftauchte.

Vorgetragen wurde der Fall von der ehemaligen HDP-Abgeordneten Oya Ersoy. Sie schilderte, dass nach dem Militärputsch nach dem damals in Istanbul lebenden 26-Jährigen gefahndet wurde. Hayrettin Eren wurde am 21. November 1980 zusammen mit einem Freund in Saraçhane festgenommen und in seinem eigenen Auto zunächst zum Revier Karagümrük und anschließend zur Polizeidirektion Gayrettepe gebracht. „Während Hayrettin im Keller der politischen Abteilung schwer gefoltert wurde, wurde seiner vor der Tür wartenden Mutter gesagt, er sei gar nicht festgenommen worden“, berichtete Oya Ersoy. Als Elmas Eren auf das Auto ihres Sohnes auf dem Parkplatz gezeigt habe, sei sie gewaltsam aus dem Gebäude gedrängt worden. Später sei auch das Auto verschwunden.

Oya Ersoy erklärte, dass es für die Festnahme, den Aufenthalt bei der Polizei und die Folter in der politischen Abteilung zahlreiche Zeugen gab. Dennoch sei die Festnahme geleugnet worden und eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft ergebnislos verlaufen. Die Familie bemühe sich seit 43 Jahren um Aufklärung, sagte Oya Ersoy und übergab das Wort an Hayrettin Erens Schwester Ikbal Eren, die darauf hinwies, dass die Familie inzwischen in der dritten Generation Aufklärung fordert: „Meine Mutter hat bis zum ihrem Tod im Jahr 2019 nach dem Grab ihres Sohnes gesucht, um eine Nelke darauf zu legen. Aus diesem Grund legen wir unsere Nelken für Hayrettin Eren und alle Verschwundenen auf den Galatasaray-Platz.“