Samstagsmütter fragen nach dem Verbleib von Kadir Keremoğlu

Die Istanbuler Initiative der Samstagsmütter fragt nach dem Verbleib von Kadir Keremoğlu. Der 75-jährige Geschäftsmann ist vor 26 Jahren in Wan entführt worden.

Die Istanbuler „Samstagsmütter“ haben bei ihrer 838. Mahnwache das Schicksal des 75-jährigen Geschäftsmanns Kadir Keremoğlu thematisiert und ein weiteres Mal Gerechtigkeit eingefordert für die Menschen, die in der Türkei in staatlichem Gewahrsam „verschwunden“ sind. Da alle öffentlichen Aktionen der Frauen und ihrer Unterstützer verboten sind, fand die Aktion erneut online statt.

In dem auf Youtube veröffentlichten Video berichtet Zin Demir von der Initiative der Samstagsmütter, dass von der in Wan lebenden Familie von Kadir Keremoğlu Geld erpresst werden sollte. Mit dem inoffiziellen Militärgeheimdienst JITEM in Verbindung stehende Personen hätten damit gedroht, dass der Geschäftsmann auf einer Todesliste stehe. Als die Familie die Forderung zurückwies, geriet Keremoğlu in die Schusslinie, so Zin Demir.

Der 75-Jährige hatte am 14. April 1995 eine Moschee in Wan besucht. Beim Verlassen der Moschee wurde er in ein Auto gezerrt und entführt. Die Nummernschilder des Entführerautos und der drei Begleitwagen sind bekannt. Laut Recherchen der Familie wurde der Entführte dem JITEM-Killer Mahmut Yıldırım mit Codenamen Yeşil übergeben. Er wurde zunächst in eine JITEM-Zentrale in Wan und anschließend zur örtlichen Garnisonskommandantur der Militärpolizei gebracht. Die Familie brachte außerdem die Identität der Entführer in Erfahrung und wandte sich mit diesen Informationen vergeblich an die Polizei und das Gouverneursamt. Das Schicksal von Kadir Keremoğlu ist bis heute ungeklärt, die Familie ist bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gezogen.