Samstagsmütter fordern Gerechtigkeit für verschwundene Frauen

Die Istanbuler Samstagsmütter haben bei ihrer allwöchentlichen Kundgebung auf dem Galatasaray-Platz Fälle von in den 1990er Jahren nach der Festnahme verschwundenen und ermordeten Frauen thematisiert.

Weltfrauentag 8. März

Die Initiative der Samstagsmütter hat sich zum 989. Mal in Istanbul versammelt, um Aufklärung über in staatlichem Gewahrsam verschwundene Menschen zu verlangen und eine Bestrafung der Täter zu fordern. Die Kundgebung fand auf dem zentralen Galatasaray-Platz statt und wurde von Menschenrechtsaktivist:innen unterstützt. Anlässlich des Weltfrauentags am 8. März wurden in dieser Woche die Fälle verschwundener und ermordeter Frauen thematisiert.

Die Erklärung wurde vorgetragen von Maside Ocak, der Schwester des 1995 nach seiner Festnahme zu Tode gefolterten Lehrers Hasan Ocak. Maside Ocak erklärte, dass der angestammte Platz der Samstagsmütter zwar weiter mit Polizeigittern abgesperrt wird, aber die in Haft verschwundenen Frauen trotzdem unvergessen bleiben: „Wir erinnern an Makbule Ökdem, die 1991 in Cizre festgenommen wurden und deren Gebeine 18 Jahre später bei Straßenbauarbeiten gefunden wurden, an Ayten Öztürk, deren Leiche acht Tage nach ihrer Festnahme in Dersim am 27. Juli 1992 in Elazığ Karşıyaka Kartepe vergraben gefunden wurde, an Rıdda Yavuz, die am 14. August 1992 zusammen mit zwei anderen Personen in Mardin/Derik festgenommen wurde und von der nie wieder etwas gehört wurde; an Sedika Dal, die im September 1993 mit einem Sack über dem Kopf von der Hizbullah im Viertel Selahaddin Eyyubi in Nusaybin entführt wurde und von der nie wieder etwas gehört wurde, an Hamide Şarlı, die am 24. Dezember 1993 zusammen mit ihrem Bruder Ramazan aus ihrem Haus im Dorf Wanik in Bitlis/Tatvan von Soldaten in Gewahrsam genommen wurde und nie wieder gehört wurde; an Hatun Işık, Yeter Işık, Elif Işık, Gülizar Serin und ihre dreijährige Tochter Dilek Serin, die nach einer Militäroperation in Dersim/Mirik am 24. September 1994 nie wieder gehört wurden, an Lütfiye Kaçar, die am 5. Oktober 1994 in Istanbul festgenommen wurde und von der nie wieder etwas gehört wurde; an Gülnaz Tatu und Kadriye Tatu, die am 17. Oktober 1994 inmitten einer Militäroperation im Dorf Ortaç im Bezirk Hasköy in Muş gefangen genommen wurden, wohin sie gegangen waren, um ihre Tiere zu melken, und von denen nie wieder etwas gehört wurde, an Ayşenur Şimşek, die am 24. Januar 1995 in Ankara festgenommen wurde und deren gefolterte Leiche 76 Tage später auf dem anonymen Friedhof in Kırıkkale als unbekannte Person begraben wurde; an Hatice Şimşek, die am 1. Mai 1995 in Diyarbakır/Bismil festgenommen wurde und von der nie wieder etwas gehört wurde, an Şükran Daş, die am 7. September 1996 bei einer Razzia in einem Haus in Diyarbakır/Bağlar von Zivilbeamten festgenommen wurde und von der nie wieder etwas gehört wurde; an Fahriye Mordeniz, die am 28. November 1996 zusammen mit ihrem Ehemann Mahmut in Diyarbakır festgenommen und als unbekannte Person auf dem Asri-Friedhof in Cizre begraben wurde, an Zozan Eren, deren Auto am 26. September 1997 auf der Straße von Kulp nach Diyarbakır angehalten und die zusammen mit ihrem Ehemann Orhan in einem weißen Taurus entführt wurde und von der nie wieder etwas gehört wurde; an Neslihan Uslu, die am 31. März 1998 in Izmir/Çeşme/Alaçatı mit drei Personen festgenommen wurde und von der nie wieder etwas gehört wurde; und wir haben auch Konca Kuriş nicht vergessen, die in der Nacht des 16. Juli 1998 in Mersin von der staatsnahen Hizbullah entführt wurde und dessen Leiche nach Folterungen am 21. Januar 2000 im Keller einer Villa in Meram, Konya, gefunden wurde."

Maside Ocak sagte, dass ihre Forderungen nach der Offenlegung des Schicksals der nach der Festnahme verschwundenen Frauen und nach der Verurteilung der Täter vor einer fairen Justiz nicht erfüllt wurden, und fügte hinzu: „Es ist die Pflicht der derzeitigen Regierung, sich der Realität der in der Haft verschwundenen Frauen unabhängig vom Datum ihres Verschwindens zu stellen, der Straflosigkeit ein Ende zu setzen und sicherzustellen, dass die Verantwortlichen vor der Justiz zur Rechenschaft gezogen werden. Egal, wie viele Jahre vergehen, wir werden nicht aufgeben, Gerechtigkeit für die verschwundenen Frauen und für alle unsere Verschwundenen zu fordern und daran zu erinnern, dass der Staat innerhalb der universellen Rechtsnormen handeln muss."

Zum Abschluss der Mahnwache wurden Nelken auf dem Galatasaray-Platz niedergelegt.