Schwer kranke politische Gefangene bekommen in der Türkei praktisch keine Behandlung und werden – wenn überhaupt – erst auf dem Sterbebett entlassen. Dies zeigt sich auch im Fall von Cemal Tanhan. Der seit 30 Jahren inhaftierte und an Krebs erkrankte politische Gefangene Cemal Tanhan verstarb 43 Tage nach seiner Entlassung. Der 68-Jährige war wegen vermeintlicher Separatismusbestrebungen zu lebenslänglicher Freiheitsstrafe verurteilt worden und befand sich dreißig Jahre in türkischen Gefängnissen.
Bereits vier Anträge auf Entlassung abgelehnt
Tanhans Gesundheitszustand verschlechterte sich im vergangenen Jahr dramatisch. Der Menschenrechtsverein (IHD), Zweigstelle Ankara, hat im Jahr 2023 ohne Erfolg vier Anträge auf Freilassung von Tanhan gestellt. Der erste Antrag wurde am 12. Januar 2023 an das Justizbehörden und die parlamentarische Untersuchungskommission für Menschenrechte gestellt, der zweite Antrag am 7. April 2023, der dritte Antrag am 23. Juni 2023 an dieselben Institutionen und der vierte Antrag am 9. Oktober 2023. Keinem dieser Anträge wurde stattgegeben.
Krebs erst im Endstadium festgestellt
Am 23. Oktober war er mit einem Schlaganfall in das staatliche Krankenhaus in Bolu eingeliefert worden, von wo aus er am 27. Oktober in die neurologische Klinik von Eskişehir verlegt wurde. Dort wurde bei ihm Krebs im fortgeschrittenen Stadium festgestellt. Am 6. November wurde sein Vollzug ausgesetzt, am 13. November musste er intubiert werden, nun ist er verstorben.