Noch immer keine Gerechtigkeit für Roboskî

Seit 97 Monaten fordert die „Initiative Gerechtigkeit für Roboskî” die Bestrafung der Verantwortlichen des Massakers von Roboskî. Vor mehr als acht Jahren tötete die türkische Luftwaffe in dem Ort 34 Zivilisten. Ihr Tod ist bis heute ungesühnt.

Jeden 28. eines Monats kommt die „Initiative Gerechtigkeit für Roboskî” in Ankara vor dem abgesperrten Menschenrechtsdenkmal in der Yüksel Caddesi zusammen, um eine Bestrafung der Verantwortlichen des Massakers von Roboskî (Ortasu) zu fordern. Das Massaker, bei dem am 28. Dezember 2011 in der Nähe des Dorfes Roboskî im nordkurdischen Qilaban (Uludere, Provinz Şirnex/Şırnak) 34 Zivilisten bei einem Luftangriff des türkischen Militärs getötet wurden, ist bis heute ungesühnt. Es ereignete sich kurz vor dem Neujahrsfest. Die jungen Männer im Alter zwischen 13 und 38 Jahren, deren Familien vom Grenzhandel lebten, kehrten gerade aus Südkurdistan zurück. Ihre Esel waren mit Benzinkanistern, Tabakwaren und Zucker beladen. Um 21.37 Uhr begann der Beschuss türkischer Kampfjets. Bis 22.24 Uhr waren viele der überwiegend jugendlichen Zivilisten und ihre Esel regelrecht zerfetzt. Nur vier Personen überlebten den Angriff schwerverletzt.

Der türkische Generalstab erklärte später, da die Gruppe einen auch von der PKK-Guerilla genutzten Weg genommen habe, sei die Entscheidung gefallen, sie anzugreifen. Man habe sie für „Terroristen” gehalten. Die Militärs hatten jedoch in dem Bewusstsein agiert, dass es sich bei den Bombardierten um Zivilisten handelte. Stunden vor dem ersten Luftschlag waren bereits Drohnenbilder ausgewertet worden, auf denen die Menschen eindeutig als Grenzhändler zu erkennen waren.

Darauf machten auch die Aktivist*innen der Initiative aufmerksam, die heute ihre mittlerweile 97. Mahnwache abhielten. Nuray Çevirmen aus dem Zentralrat des Menschenrechtsvereins IHD sagte in einer Ansprache, dass die Verantwortlichen des Massakers mit Straflosigkeit belohnt wurden. „Solange aber für die Opfer keine Gerechtigkeit herrscht, wird es in der Türkei niemals Gerechtigkeit geben“, mahnte Çevirmen. „Zwar werden die Getöteten nicht zurückkehren, doch mit einer Anklage gegen die Verantwortlichen und eine Bestrafung der Täter würden die Hinterbliebenen und Familien der Opfer ihren Glauben an die Gerechtigkeit wiederfinden“, so die Menschenrechtlerin. Çevirmen erklärte, dass der Kampf um Gerechtigkeit für Roboskî weitergehen wird. „Gegen den Krieg und die Gewalt, die sich gegen das Leben und menschliche Freiheiten richtet, werden wir uns stets widersetzen.“