Nach Tod eines politischen Gefangenen: Jandarma verbietet Trauer

Im Gefängnis erkrankte Koçer Özdal an Krebs. Am Montag verstarb er in einem Krankenhaus. Wenige Tage zuvor war er ins Koma gefallen. Trotzdem fesselte man ihn weiterhin ans Bett. Seine Hinterbliebenen werden nun daran gehindert, Trauergäste zu empfangen.

Vor vier Jahren trat Koçer Özdal als 61-Jähriger eine erschwerte lebenslange Haftstrafe an, zu der er wegen „Terrorvorwürfen“ verurteilt worden war. Ganze zwei Jahre befand er sich in einer Einzelzelle in Isolationshaft, zuletzt im Gefängnis von Bafra (Provinz Samsun).

Vor etwa sechs Monaten erkrankte Özdal an Blasenkrebs. Da es in der Stadt kein geeignetes Krankenhaus gegeben haben soll, in dem er hätte operiert werden können, wurde er zurück ins Gefängnis verlegt. Nachdem sich sein Zustand am 19. Juli verschlechterte, wurde er in das Numune-Krankenhaus in Ankara eingewiesen. Vergangenen Montag verstarb Koçer Özdal dort, nachdem er wenige Tage zuvor ins Koma gefallen war. Der Krebs hatte Metastasen in anderen Organen gebildet. Auch während er im Koma lag, wurden die Fesseln an seinen Hand- und Fußgelenken nicht entfernt. Menschenrechtsorganisationen in der Türkei und Nordkurdistan hatten zuvor vergeblich an die Regierung appelliert, um die Freilassung von Özdal zu erwirken.

Gestern wurde Özdal in seinem Heimatdorf Kêrs (Boylu) in Gimgim (Varto) beigesetzt. Von der türkischen Jandarma war das Dorf bereits Stunden zuvor eingekesselt und belagert worden. Einer Abordnung der HDP (Demokratische Partei der Völker) sowie unzähligen Trauergästen wurde der Zutritt ins Dorf verweigert. Lediglich die Hinterbliebenen durften an der Beisetzung von Özdal teilnehmen. Das traditionelle Trauerzelt für Kondolenzbesuche wurde ebenfalls von den Soldaten verboten. Auf die Frage, warum ein würdevoller Abschied von dem Verstorbenen offenbar eine Gefahrensituation darstellt, gingen die Sicherheitskräfte nicht ein.