Menschenunwürdige Behandlung von Hungerstreikaktivisten

Der IHD beklagt, dass Gefangene, die sich im Hungerstreik befanden, von den türkischen Sicherheitskräften menschenunwürdig behandelt werden. In einem Fall wurden die Gefangenen demnach über Stunden ohne Wasser im Gefangenentransporter festgehalten.

Insgesamt 133 Gefangene aus dem Tarsus-Gefängnis bei Mersin befanden sich im Hungerstreik. Nach der Beendigung ihrer Aktion sind sie nun den Schikanen und der Willkür der Gefängnismitarbeiter ausgesetzt. Der Menschenrechtsverein IHD beklagt, dass die gesundheitliche Behandlung der Hungerstreikaktivist*innen unzureichend erfolgt. Außerdem hat die Gefangenenkommission des IHD Beleidigungen und Drohungen der Gefängnismitarbeiter gegen die Hungerstreikaktivist*innen dokumentiert.

Sieben Gefangene im kritischen Zustand

Rechtsanwalt Selçuk Binici, der Sprecher der Gefangenenkommission der IHD-Zweigstelle in Mersin, erklärt, dass sie wegen der Vorgänge im Tarsus-Gefängnis Anzeige gegen die Leitung der Haftanstalt gestellt haben. Binici begründet die Anzeige wie folgt: „Die Gefangenen wurden nach dem Ende des Hungerstreiks in Handschellen und im Stehen medizinisch behandelt. Das ganze erfolgte im Schnelldurchlauf. Anschließend wurden sie wieder in das Gefängnis geschickt. Der Gesundheitszustand der Gefangenen Dilbirin Turgut, Hatice Kaymak, Menal Temel, Dilan Yıldırım, Murat Karaaslan, Suat Okur und Deniz Özdemir ist weiter schlecht. Doch keiner der Gefangenen wird derzeit im Krankenhaus behandelt." Die Gefangenen seien in Gruppen von sechs bis sieben Leuten von einem Arzt behandelt worden, der den Hungerstreikaktivist*innen ohne umfassende medizinische Behandlung eine vermeintlich gute Gesundheitslage attestiert habe. „Ihr seid gesünder als normale Menschen“, sei dabei den Gefangenen gesagt worden.

Acht Stunden ohne Wasser im Gefangenentransporter

Besonders die weiblichen Gefangenen haben unter der Willkür und der Repression der Gefängnisleitung zu leiden, wie Binici unterstreicht. „Bereits mit dem Beginn der Hungerstreikaktionen war klar, dass der verantwortliche Arzt gegenüber den Frauen im Gefängnis schlechte Absichten hegte. Immer wieder wurden die hungerstreikenden Frauen von dem Arzt beleidigt und ihre gesundheitlichen Probleme nicht ernst genommen. Auch vom Gefängnispersonal wurden sie schlecht behandelt. So wurden die Gefangenen beispielsweise über Stunden hinweg im Gefangenentransporter festgehalten. Ab dem 5. Januar haben wir Fälle registriert, bei denen weibliche Gefangene bei solchen Transporten ohnmächtig geworden sind. Auch die männlichen Gefangenen sind von dieser Maßnahme betroffen. Am 27. Mai wurden 17 männliche Gefangene auf dem Weg zur medizinischen Behandlung nach Beendigung des Hungerstreiks für acht Stunden in einem Transporter festgehalten. In dieser Zeit haben sie nichts zu trinken erhalten. Die Gefangenen waren menschenunwürdiger Behandlung ausgesetzt", so der Sprecher des Menschenrechtsvereins IHD.