„Mein Mann wurde festgenommen und ist verschwunden“
Die Istanbuler Samstagsmütter haben Gerechtigkeit für Mehmet Ertak gefordert. Der Vater von vier Kindern ist vor 28 Jahren in Şirnex festgenommen worden, seine Leiche wurde niemals gefunden.
Die Istanbuler Samstagsmütter haben Gerechtigkeit für Mehmet Ertak gefordert. Der Vater von vier Kindern ist vor 28 Jahren in Şirnex festgenommen worden, seine Leiche wurde niemals gefunden.
Die Istanbuler Samstagsmütter fragen weiter nach dem Verbleib ihrer in staatlichem Gewahrsam verschwundenen Angehörigen und fordern eine Bestrafung der Täter. Aufgrund der Corona-Pandemie findet die wöchentliche Aktion der Initiative digital statt.
Heute wurde das Schicksal von Mehmet Ertak thematisiert, der am 18. August 1992 in Şirnex (türk. Şırnak) auf dem Weg von der Arbeit nach Hause festgenommen wurde und seitdem verschwunden ist. „Wir suchen seit 28 Jahren nach ihm“, sagte seine Frau Emine Ertak, „Wir wollen seine Gebeine. Es soll ein Grab geben, an dem meine Kinder ihren Vater besuchen können. Ich werde niemals damit aufhören, nach Mehmet zu suchen. Wir fordern Gerechtigkeit. Mein Mann soll ein Grab haben.“
Mehmet Ertaks Sohn Servet erinnerte daran, dass der ermordete Vorsitzende der Anwaltskammer Diyarbakir, Tahir Elçi, einer der ersten war, der sich um den Fall gekümmert hat: „Die Samstagsmütter fordern seit 804 Wochen ihre Rechte und Gerechtigkeit ein. Sie sind das lebende Gewissen der Gesellschaft.“
Mehmet Ertak war bei seinem Verschwinden 32 Jahre alt. Der Vater von vier Kindern war Minenarbeiter. Vor seinem Verschwinden war er bereits zwei Mal festgenommen und schwer gefoltert worden. Am 18. August 1992 wurde das Auto, in dem er mit drei Arbeitskollegen und Verwandten saß, an einem offiziellen Kontrollpunkt angehalten. Nach der Ausweiskontrolle wurde er von uniformierten Polizisten festgenommen und auf die Polizeidirektion in Şirnex gebracht. Dort wurde seine Festnahme protokolliert. Als seine Angehörigen nach ihm fragten, wurde die Festnahme verleugnet. Später sagten sechs Zeugen aus, dass sie gesehen haben, wie Ertak in Polizeigewahrsam gefoltert worden ist. 1997 wurden die Aussagen des JITEM-Mitarbeiters Murat Ipek veröffentlicht. Darin sagt der für Folterverhöre zuständige Geheimdienstmitarbeiter: „Wir haben Mehmet Ertak auf Befehl des Polizeidirektors von Şirnex, Necati Altuntaş, und des Leiters der Antiterrorabteilung, Mehmet Kaplan, getötet und vergraben.“
Die Familie zog vor den europäischen Menschenrechtsgerichtshof (EGMR). Daraufhin wurde die Kanzlei von Tahir Elçi von der Polizei überfallen. Die Ertak-Akte wurde beschlagnahmt, der Rechtsanwalt misshandelt. Der EGMR sah es als erwiesen an, dass Mehmet Ertak festgenommen und zu Tode gefoltert wurde. Die Türkei wurde wegen Verletzung des Rechts auf Leben verurteilt. Der Leichnam von Mehmet Ertak ist niemals gefunden worden.