Malteser: Lage auf Lesbos katastrophal

Der Malteser Hilfsdienst beschreibt die Lage der Schutzsuchenden auf Lesbos als weiterhin „katastrophal“, es mangele an Platz, Sanitäranlagen, Energieversorgung und Hygiene. Insbesondere für Frauen sei die Situation schwierig.

Nach einem Besuch des Lagers Kara Tepe, welches den abgebrannten EU-Hotspot Moria auf Lesbos ersetzen soll, weist der Malteser Hilfsdienst gegenüber der Nachrichtenagentur KNA auf die katastrophale Situation hin und fordert Deutschland und Europa zu einem „menschlicheren Umgang“ mit den Schutzsuchenden auf.

Behrouz Asadi von den „Maltesern“ berichtet, die Lage im Lager Kara Tepe sei „total verzweifelt“. Er fährt fort: „Momentan fehlen Sanitäranlagen und Strom. Was passiert im Herbst oder wenn es stark regnet und das Wasser vom Meer steigt?“ Das Lager liegt direkt an der Küste. Männer müssten sich im Meer waschen, die Möglichkeit bestehe aber für Frauen und Kinder praktisch nicht. Die Unterbringungssituation ist extrem beengt: „In jedem Zelt wohnen zwei Familien mit je vier bis fünf Personen. Es gibt keine Privatsphäre. Einzelpersonen müssen zu acht oder neunt in ein Zelt.“

Lager weitgehend abgeschottet

Asadi klagt, der Zugang zum Lager sei für Hilfsorganisationen sehr schwierig. Aus angeblichen Gesundheits-, Hygiene- und Sicherheitsgründen sei das neue Lager weitgehend abgeschottet. Er äußerte den Eindruck, viele der helfenden Organisationen seien von den Behörden nicht erwünscht und würden daher bei der Arbeit behindert.

Provisorium wird zum Dauerzustand

Das als Provisorium bezeichnete neue Lager wird zum Dauerzustand, warnt Asadi. Er appelliert an die EU: „Europa muss ein Zeichen setzen und die Menschen gerecht aufnehmen, besonders Alte, Kranke, Kinder und Minderjährige ohne Eltern sowie mit dem Coronavirus infizierte Menschen, die dringend Hilfe brauchen.“

Auch Deutschland müsse mehr Menschen aufnehmen, so Asadi: „Wenn Gemeinden und Städte sagen, sie seien bereit dazu, dann muss die Regierung handeln.“ In Hannover sind am Mittwoch 51 minderjährige Schutzsuchende aus Moria gelandet, die jetzt auf die Bundesländer verteilt werden sollen.