Leiche von getötetem Mücahit Yılmaz wird zurückgehalten

Die Leiche des bei einer Razzia in Amed getöteten Mücahit Yılmaz wird seit vier Wochen nicht freigegeben.

Am 21. Juli wurde Mücahit Yılmaz in der nordkurdischen Provinzhauptstadt Amed (Diyarbakir) allem Anschein nach von türkischen Sicherheitskräften extralegal hingerichtet. Nach Augenzeugenberichten spricht alles dafür, dass der Kurde von Polizisten mutwillig erschossen wurde. Seit vier Wochen bemühen sich die Angehörigen des Getöteten um die Freigabe der Leiche. Trotz positivem DNA-Abgleich von seinen Eltern wird der Leichnam von Mücahit Yılmaz dennoch im Bildungs- und Forschungskrankenhaus von Diyarbakir aufbewahrt. Zur Begründung, weshalb die Familie ihren Sohn nicht bestatten darf, heißt es, die Staatsanwaltschaft sei „im Urlaub“. Die Eltern des Getöteten mussten ein weiteres Mal ohne den Leichnam nach Qoser (Kızıltepe) zurückkehren.

Was war geschehen?

Offiziellen Angaben nach drang in der Nacht von Samstag auf Sonntag ein türkisches Sondereinsatzkommando in der nordkurdischen Provinzhauptstadt Amed im Stadtteil Bağlar in die Wohnung der Eheleute Ahmet und Birsen Yoldaş ein. Wenige Stunden später lancierte das türkische Innenministerium, dass im Zuge einer Operation „die Person Mücahit Yılmaz, ein Mitglied der separatistischen Terrororganisation aus dem ländlichen Umland, neutralisiert wurde“. Bei der Durchsuchung der Person seien ein gefälschter Personalausweis, eine Waffe, Munition und „zahlreiche Dokumente der Organisation“ sichergestellt worden. Bei der „Neutralisierung“ des Getöteten soll außerdem ein Polizist verletzt worden sein. Nähere Angaben machte das Innenministerium nicht.

Kein Einzelfall

Insbesondere die bei Gefechten getöteten Guerillakämpferinnen und -kämpfer wurden zu hunderten auf den sogenannten Friedhöfen der Namenlosen in Mêrdîn (Mardin), Riha (Urfa), Erzîrom (Erzurum), Dilok (Antep), Amed und Semsûr (Adiyaman) verscharrt. Allein aus der Gerichtsmedizin in Meletî (Malatya) wurden mindestens 170 Leichen in anonymen Gräbern bestattet und nicht an die Familien herausgegeben. Auch die am 19. Dezember 2017 vom Garzan-Friedhof im Dorf Oleka Jor bei Bedlîs (Bitlis) exhumierten 267 Leichen befinden sich bis auf zwei immer noch in der Gerichtsmedizin in Istanbul. Die Polizei hatte den Guerillafriedhof verwüstet, die Gräber geschändet und die Leichen mitgenommen. Die Körper der Gefallenen und Getöteten dienen dem türkischen Staat immer wieder als Mittel der psychologischen Kriegsführung.