Langjährige Haftstrafen gegen kurdische Geistliche verhängt

Das iranische Klerikalgericht hat zwei kurdische Geistliche wegen ihrer Unterstützung für die „Jin, Jiyan, Azadî“-Revolte zu mehr als zehn Jahren Gefängnis, Verbannung und dem Entzug ihrer Predigterlaubnis verurteilt.

Das iranische Klerikalgericht in der Provinz Hamadan hat die kurdischen Geistlichen Loghman Amini und Ebrahim Karimi Nanaleh zu langjährigen Gefängnisaufenthalten verurteilt. Das berichtet das in Frankreich ansässige Kurdistan Human Rights Network (KHRN). Amini erhielt demnach eine Freiheitsstrafe von elf Jahren, Nanaleh bekam zwölf Jahre Haft. Das Strafmaß ergibt sich aus den Tatvorwürfen „Propaganda gegen den Staat“, „Anstiftung zum Aufruhr“ und dem angeblichen Besitz einer Waffe, teilte das KHRN mit.

Die Verurteilung von Loghman Amini und Ebrahim Karimi Nanaleh steht im Zusammenhang mit der „Jin, Jiyan, Azadî“-Revolution, die Rojhilat und Iran seit dem gewaltsamen Tod von Jina Mahsa Amini erschüttert. Die beiden sunnitischen Imame aus Sine (Sanandadsch) hatten die Tötung der Kurdin sowie das brutale Vorgehen des Regimes gegen Demonstrierende immer wieder verurteilt und in ihren Predigten zur Unterstützung für den Volksaufstand aufgerufen. Ende Januar waren sie deshalb von der iranischen Revolutionsgarde verschleppt und an einem unbekannten Ort inhaftiert worden, bis sie nach rund vier Wochen gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt wurden.

Zusätzlich zur Haft verhängte das Gericht in Hamadan auch die Strafe der Verbannung gegen die Geistlichen. Nach ihrer Entlassung müssen Amini und Nanaleh für jeweils zwei Jahre nach Ardabil beziehungsweise Buschehr ins Exil. Zudem wurde ihre Predigterlaubnis dauerhaft entzogen.

Bisher acht Imame verurteilt

Nach Angaben des KHRN hat das iranische Klerikalgericht seit Ende März mindestens acht sunnitisch-kurdische Geistliche aus Sine, Seqiz, Dêwlan (Dehgolan) und Serwawa (Sarvabad) zu verschieden hohen Haftstrafen, Exil, Auspeitschung und der Aberkennung des geistlichen Status verurteilt, weil sie sich solidarisch mit der Protestbewegung gegen das Regime gezeigt haben. Kurdische Menschenrechtsgruppen befürchten weitere Verurteilungen, da Dutzende sunnitische Imame in Rojhilat vom Klerikalgericht in Hamadan vorgeladen wurden.

Über 530 Tote

Die landesweiten Proteste der „Jin, Jiyan, Azadî“-Revolution begannen im September, nachdem die 22-jährige Jina Mahsa Amini wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die Kleiderordnung der islamischen Republik festgenommen und in Gewahrsam der Sittenpolizei in Teheran zu Tode kam. Seitdem wurden nach Angaben von Menschenrechtsgruppen über 530 Demonstrierende von iranischen Sicherheitskräften im Zusammenhang mit der Revolte getötet.