Kranker Gefangener in Haft ums Leben gekommen

Der schwer kranke Gefangene Bazo Yılmaz ist im T-Typ-Gefängnis Urfa ums Leben gekommen. Der 67-Jährige war durch die Haftbedingungen schwer an COPD erkrankt und wurde trotz entsprechender Anträge nicht entlassen.

Wieder ist ein politischer Gefangener in der Türkei in Haft gestorben. Im 2. T-Typ-Gefängnis Urfa (ku. Riha) kam der schwer erkrankte politische Gefangene Bazo Yılmaz aufgrund von mangelnder gesundheitlicher Versorgung und der Haftbedingungen ums Leben. Seine Familie wurde über den Tod des 67-Jährigen am Donnerstag telefonisch von der Gefängnisverwaltung informiert. Seine Leiche befindet sich im Moment in der Leichenhalle der Gerichtsmedizin in Riha.

Yılmaz war bereits am 8. Februar 2021 wegen gesundheitlicher Probleme zur Begutachtung in die Gerichtsmedizin gebracht worden. Trotz schwerer COPD und der Notwendigkeit dauerhafter künstlicher Sauerstoffversorgung wurde er von der Gerichtsmedizin für haftfähig erklärt. Auch die Klage vor dem Verfassungsgericht gegen die Entscheidung wurde abgewiesen. Yılmaz war dauerhaft an ein Sauerstoffgerät angeschlossen und konnte sich praktisch nicht mehr selbst versorgen.

Wer war Bazo Yılmaz?

Bazo Yılmaz war Gemeindevorsteher von Gogan (tr. Yukarı Göklü) in der Provinz Riha und Mitglied des Stadtrats von Xelfetî (Halfeti). Er wurde wegen Mitgliedschaft im basisdemokratischen Bündnis Demokratischer Gesellschaftskongress (KCD) am 11. Dezember 2016 festgenommen und inhaftiert. 2018 wurde er wegen „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“, gemeint ist die PKK, und „Propaganda für eine Terrororganisation“ zu neun Jahren Haft verurteilt.

Seine Schwester warnte aufgrund fehlender Versorgung

In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Mezopotamya am 4. April 2022 über den Gesundheitszustand von Yılmaz sagte seine Schwester Gozel Serçe: „Bazo kann sich nicht mehr selbst versorgen. Er kann nicht atmen. Wenn er schon sterben muss, soll er zu Hause sterben, nicht im Gefängnis.“ Sie forderte seine Freilassung.

Zuvor hatten Mitgefangene von Yılmaz am 20. Februar 2022 ein Fax an den Menschenrechtsverein (IHD) in Riha geschickt und ihn über den schlechten Gesundheitszustand von Yılmaz informiert. In dem Fax hieß es: „Bazo Yılmaz ist 67 Jahre alt. Unser Freund leidet an einer schweren chronischen Krankheit (COPD). Im Jahr 2014 wurde bei ihm Asthma diagnostiziert, da er einige Symptome zeigte. Während der Behandlung bildete sich die Krankheit bis zu einem gewissen Grad zurück. Er wurde jedoch am 11. Dezember 2016 festgenommen. Während des 25-tägigen Polizeigewahrsams entwickelte sich die fragliche Krankheit zu COPD. Diese Situation steht in engem Zusammenhang mit den Haftbedingungen. Mit anderen Worten: Er erkrankte in Haft an COPD. 25 Tage lang wurde er in einer Turnhalle unter sehr ungünstigen Bedingungen, insbesondere Gesundheit und Hygiene betreffend, festgehalten. Er wurde, um es milde auszudrücken, misshandelt. Dort musste er stinkende Decken, die mit Blut, Ruß, Öl, Urinflecken beschmutzt waren, benutzen. Vor allem atmet er Staub und Federn ein, wodurch seine Krankheit ausgelöst wurde. Daraufhin blieb er aufgrund von COPD ans Bett gefesselt.

Am 8. Februar 2021 wurde er ins gerichtsmedizinische Institut gebracht. Diese Reise dauerte vier Tage und er wurde in keiner Weise versorgt. Dann erstellte das Institut für Rechtsmedizin seinen Bericht. Trotz aller Bemühungen von ihm und uns, seinen Freunden, sind die Einzelheiten dieses Berichts jedoch nicht zugänglich. Er wurde zweimal zu verschiedenen Terminen vor den Gefängnisausschuss gebracht. Aber auch hier wurde ihm gesagt, dass er im Gefängnis bleiben könne. Dies ist die allgemeine Situation. Bazo Yılmaz ist derzeit, und das schon seit sehr langer Zeit, ans Bett gefesselt. Er kann praktisch keines seiner Bedürfnisse selbst erfüllen und ist auf Sauerstoffgeräte angewiesen, die er zu jeder Tageszeit benutzen muss. Als seine Freunde, mit denen er jede Sekunde seines Lebens teilt, wollen wir die Motivation, die hinter der Aussage, dass Bazo Yılmaz ‚im Gefängnis bleiben kann‘ steckt, nicht in Frage stellen. Aber wir wissen, dass er definitiv nicht länger im Gefängnis bleiben kann. Wir glauben, dass Sie sich um diese Angelegenheit kümmern werden, und wir wünschen Ihnen erneut viel Erfolg.“