Hatice Onaran: Gefängniseinkäufe als Terrorfinanzierung

Der IHD kämpft für die Freilassung von Menschenrechtlerin Hatice Onaran und für die Aufhebung des Urteils gegen sie. Onaran unterstützt politische Gefangene in türkischen Gefängnissen. Deswegen ist sie selbst wiederholt ins Visier der Repression geraten.

IHD-Aktion in Istanbul

Der IHD fordert die Freilassung von Hatice Onaran und ein Ende der juristischen Repressionen gegen Menschenrechtsverteidiger:innen. Dies stand auch auf einem Banner, das während der Erklärung vor der Istanbuler Niederlassung hochgehalten wurde. Hatice Onaran wurde unter dem Vorwurf der „Finanzierung einer terroristischen Organisation“ verhaftet, weil sie Geld an Gefangene geschickt hatte. Gülseren Yoleri, Ko-Vorsitzende der Istanbuler Zweigstelle des Menschenrechtsvereins IHD, erklärte, man werde weiter für die Aufhebung des Urteils gegen Hatice Onaran kämpfen.

Gefängniseinkäufe als Terrorfinanzierung

Onaran engagiert sich seit Jahren für Menschenrechte und insbesondere für die Rechte Gefangener in türkischen Haftanstalten. Außerhalb der Gefängnismauern wird kontinuierlich Geld gesammelt, welches den Inhaftierten für Einkäufe im Gefängnis geschickt wird. Hieraus machte die türkische Justiz „Finanzierung einer terroristischen Organisation“ und verurteilte Hatice Onaran.

Gülseren Yoleri kündigte an, Briefe an die Frauengefängnisse in Xarpêt (tr. Elazığ), Gebze, Edirne, Şakran, Tekirdağ und Marmara zu schicken, wohin Onaran Überweisungen getätigt hat, um Auskünfte bezüglich der Geld-Transaktionen zu erlangen. Sie sagte: „Wir sprechen von 450 Lira, die jeden Tag im Namen verschiedener Gefangener eingezahlt werden. Sie sollen uns und der Öffentlichkeit mitteilen, wofür dieses Geld ausgegeben wird. Wir erwarten eine vernünftige Erklärung, wie die Einkäufe in der Gefängniskantine als Terrorismusfinanzierung angesehen werden können. Aus diesem Grund werden wir diese Briefe an die Gefängnisse schicken. Wir werden jede Antwort, die wir erhalten, mit der Öffentlichkeit teilen“.

„Hatice Onaran ist nicht allein“

Im weiteren Verlauf der Aktion wurden Petitionen an die Verwaltungen der Gefängnisse, an die Hatice Onaran Geld überwiesen hatte, sowie an die Generaldirektion für Gefängnisse und Haftanstalten gerichtet, in denen um Informationen über die Verwendung der Gelder gebeten wurde.

Die Gefängniskommission des Istanbuler IHD hat außerdem eine Kampagne gestartet, um aus Solidarität mit ihrem inhaftierten Mitglied Hatice Onaran, Geld in die Haftanstalten zu schicken. Sie wird auch in dieser Woche fortgesetzt.

Menschenrechtsengagement unter Repression

Die Menschenrechtlerin Hatice Onaran ist seit Jahren Mitglied der Gefängniskommission des Menschenrechtsvereins IHD in Istanbul. Hierbei erhebt sie insbesondere immer wieder ihre Stimme für politische Gefangene, die krank sind und medizinische Versorgung benötigen. Auch in internationalen Medien wird die Türkei dafür kritisiert, dass Inhaftierten ärztliche Behandlung oder die Entlassung aus dem Gefängnis oft verweigert wird.

Onaran beteiligt sich auch an den Aktivitäten der Istanbuler Samstagsmütter. Hierbei wurde sie selbst in der Vergangenheit bereits mehrfach bei den Kundgebungen festgenommen. Die Samstagsmütter fordern seit Jahrzehnten auf dem Galatasaray-Platz Auskunft über ihre seit den 1990er Jahren verschwundenen Angehörigen.