Geburt in Handschellen

Die Gefangene Rabia Bıyıklı beschreibt in einem Brief, wie sie dazu gezwungen wurde, bei der Geburt ihres Kindes zwei Tage lang gefesselt unter künstlichen Wehen auszuharren.

In einem Brief beschreibt die im Frauengefängnis von Kayseri inhaftierte Gefangene Rabia Bıyıklı die Folter und entwürdigende Behandlung, unter denen sie gezwungen war, ihr Kind auf die Welt zu bringen.

Im fünften Monat ihrer Schwangerschaft inhaftiert

Rabia Bıyıklı war am 10. September 2018 in Bursa festgenommen worden. Obwohl sie im 5. Monat schwanger war, befand sie sich zunächst zehn Tage in Gewahrsam. Sie berichtet, dass dort aufgrund der schlechten Behandlung starke Blutungen bei ihr eingetreten seien und akute Gefahr bestand, das Kind zu verlieren. Am 20. September wurde sie dann inhaftiert und in das Frauengefängnis von Elazığ gebracht. „Während meiner Schwangerschaft wurde ich immer wieder mit Handschellen gefesselt zur Untersuchung in Krankenhaus gebracht. Auch bei den Untersuchungen war ich gefesselt, dies behinderte die Untersuchung von mir und meines Babys.

Zwei Tage künstliche Wehen in Handschellen

Diese Tortur erreichte ihren Höhepunkt, als ich zur Geburt im Krankenhaus lag. Während dieser Tage war ich mit Handschellen ans Bett gefesselt. Da es keine normale Geburt war, wurden mir, während ich gefesselt im Bett lag, zwei Tage lang künstliche Wehen versetzt. Ich durfte mich nicht einmal bewegen, als die Geburtswehen eintraten. Diese Folter fand unter dem Vorwand statt, ich könnte fliehen. Wie soll ein Mensch denn unter solchen Bedingungen fliehen können? Diese Praxis stellt einen Angriff auf die Menschenwürde und Folter dar. Ich war dieser Folter zwei Tage lang ausgesetzt“, schreibt sie in dem Brief und berichtet, dass ranghohe Soldaten auf die Fesselung trotz Protesten der Ärzte bestanden.

Nach der Geburt im Gefängnistransporter nach Kayseri verlegt

Nach der Geburt wurde sie ins Gefängnis von Elazığ gebracht und 38 Tage später zusammen mit ihrem Baby in einem der berüchtigten Ring-Gefängnistransporter ins Gefängnis von Kayseri verlegt. Sie schließt ihren Brief mit den Worten: „Ja, meine Mavi ist heute 46 Tage alt. Entgegen der Dunkelheit und dieser grauen Tage, die in der Welt und in diesem Land eingekehrt sind, habe ich ihr den Namen Mavi gegeben. Ich wollte Ihnen das, was wir erlebt haben, mitteilen, damit andere Babys und Mütter es nicht ebenfalls erleben müssen.“ Mavi ist das türkische Wort für Blau.