Doğan: Die Frage der kranken Gefangenen muss gelöst werden

Ahmet Doğan von der Gefangenenhilfsorganisation MED TUHAD-FED fordert eine sofortige Lösung für die kranken Gefangenen in der Türkei.

Die Situation der kranken Gefangenen in türkischen Gefängnissen verschlechtert sich ständig. Schwerkranke bekommen keine Haftverschonung, bis sie im Sterben liegen. Viele der kranken Gefangenen können sich nicht allein versorgen und ihr Leben wird durch die katastrophalen Bedingungen in den Gefängnissen weiter verkürzt.


Im ANF-Gespräch berichtet Ahmet Doğan, Ko-Vorsitzender von MED TUHAD-FED, einer Hilfsorganisation für politische Gefangene und ihre Angehörigen, über die aktuelle Situation in den türkischen Gefängnissen. Insbesondere zivilgesellschaftliche Organisationen und die Familien der Gefangenen fordert er auf, die Frage der kranken Inhaftierten auf die Tagesordnung zu bringen.

Berichte der Gerichtsmedizin entsprechen nicht der Realität

Doğan betont, die Situation der kranken Gefangenen müsse im Kontext der allgemeinen Lage verstanden werden: „Wir sehen, dass sich das Land immer mehr zu einem üblen Ort entwickelt. Daher muss so schnell wie möglich ein Dialog mit Abdullah Öcalan eingeleitet werden. Es muss etwas unternommen werden, damit die Menschen hier wieder atmen können. Dazu gehört auch, dass etwas getan werden muss, um die Frage der kranken Gefangenen zu lösen. Viele Gefangene sind haftunfähig. Obwohl die Gerichtsmedizin ihnen immer wieder Haftfähigkeit bescheinigt, sagen die Gutachten von unabhängigen und privaten Einrichtungen genau das Gegenteil. Das ist das Problem. Der Staat verhält sich politisch in Bezug auf diese Frage und erfüllt die medizinischen Notwendigkeiten nicht. Wenn das nicht so wäre, dann wären die kranken Gefangenen heute draußen.“

Auch die Angehörigen leiden

Doğan unterstreicht, dass viele der Betroffenen sich in den Gefängnissen zum Beispiel aufgrund ihres Alters nicht mehr selbst versorgen können. „In einer solchen Situation müssen wir alle oppositionellen Kräfte zusammenbringen und einen gemeinsamen Nenner finden. Die Regierung muss dazu gebracht werden, sich ethisch zu verhalten und das Problem zu lösen. Die Zerstörung der kranken Gefangenen trifft auch ihre Familien. Die Angehörigen sind vielen rechtswidrigen Praktiken ausgesetzt. Stellen sie sich einen Gefangenen vor, dessen Familie in Amed lebt, der aber an einen von dort weit entfernten Ort wie Edirne verlegt wird. Die Familien haben dort auch Probleme, eine Unterbringung und ähnliches zu finden. Deswegen können manche Familien nur einmal alle zwei Jahre zu Besuch kommen.“