Deutsche IS-Waisen aus Rojava zurückgeholt

Die Autonomieverwaltung Nord- und Ostsyriens hat heute vier IS-Waisen an Mitarbeiter des deutschen Konsulats im Nordirak übergeben. Die Übergabe fand am Grenzübergang Sêmalka statt.

Die Bundesregierung holt erstmals Kinder von deutschen Anhängern der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) nach Deutschland zurück. In Sêmalka an der syrisch-irakischen Staatsgrenze wurden am Montag vier Kinder an Mitarbeiter des deutschen Konsulats in Hewlêr (Erbil) übergeben. Die Kinder hatten nach dem Sieg über die Terrormiliz im Flüchtlingslager al-Hol gelebt. Es handele sich um drei Waisen und ein krankes Baby, sagte Abdulkarim Omar, Verantwortlicher für auswärtige Angelegenheiten der Selbstverwaltung, heute in Qamişlo. Nach der Übergabe bedankte sich die deutsche Delegation bei der Autonomieverwaltung und den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) für die Zusammenarbeit.

Nach vorliegenden Informationen sollen die vier Kinder in Hewlêr zunächst medizinisch versorgt werden. Anschließend werden sie in Begleitung ihrer Großeltern nach Deutschland fliegen. Die Mutter des kranken Mädchens hält sich unterdessen weiterhin mit weiteren Kindern im Camp-Hol auf.

Deutlich mehr deutsche IS-Angehörige in Syrien als bisher angenommen

Über die Rückkehr von IS-Kindern wird in Deutschland seit Monaten diskutiert. Die Bundesregierung hatte zunächst immer wieder darauf verwiesen, dass es in Syrien derzeit keine deutsche diplomatische Vertretung gebe, die als Ansprechpartner fungieren könne.

Das Berliner Verwaltungsgericht hatte im Juli entschieden, dass die Regierung Angehörige von IS-Dschihadisten zurückholen müsse. In Flüchtlingslagern in Nord- und Ostsyrien halten sich nach Angaben des Rojava Information Center (RIC) aktuell deutlich mehr Angehörige von deutschen Islamisten auf als bislang bekannt. Mindestens 117 Kinder mit deutscher Staatsangehörigkeit sollen sich derzeit in den Camps der Selbstverwaltung befinden. Dazu kämen 21 Kinder von Deutschen, die aber keine deutsche Staatsangehörigkeit hätten, sowie Dutzende Frauen und 66 Männer, von denen mehr als 40 an Kriegsverbrechen beteiligt sein sollen. Die Bundesregierung sprach zuletzt von 68 Frauen aus Deutschland und mehr als 120 Kindern.