In Istanbul ist eine Versammlung von Angehörigen politischer Gefangener gewaltsam aufgelöst worden. Die Polizei führte mehrere Festnahmen durch, die genaue Anzahl ist noch unklar. Auch ist nicht bekannt, auf welches Revier die Festgenommenen gebracht worden sind. Der kurdische Journalist Ferhat Sezgin, der die Zusammenkunft für die Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) beobachtete, wurde von mehreren Beamten mit Schlägen und Tritten traktiert.
Die Kundgebung am Donnerstag vor dem T-Typ-Gefängnis Metris im Istanbuler Stadtteil Esenler sollte im Rahmen der „Gerechtigkeitswache“ stattfinden, die von Vereinen der Gefangenensolidarität ins Leben gerufen worden ist. Sie unterstützen damit einen seit mehreren Wochen andauernden Hungerstreik von Inhaftierten aus PKK/PAJK-Verfahren.
Mit dem Ziel, gesellschaftliche Sensibilität für die Situation der hungerstreikenden Gefangenen und ihren Forderungen herzustellen, sollte eine öffentliche Erklärung vor der Vollzugsanstalt Metris abgegeben werden. Die Polizei rückte mit gepanzerten Fahrzeugen vor und errichtete Straßensperren, um den Protest zu unterbinden. Auch auf eine Verhandlung mit der DEM-Abgeordneten Çiçek Otlu ließ sich die Einsatzleitung nicht ein.
Der Hungerstreik mit der Forderung nach Freilassung von Abdullah Öcalan und einer politischen Lösung der kurdischen Frage wird seit dem 27. November 2023 durchgeführt. Die Aktion wurde zur Unterstützung einer internationalen Kampagne initiiert und findet in weit mehr als hundert Gefängnissen statt. Sie wird gruppenweise im Wechsel geführt und ist zunächst bis zum 15. Februar befristet. Die Minimalforderung ist die Aufhebung der Isolation von Öcalan, der als Hauptverhandlungsführer für eine Lösung der kurdischen Frage gilt und seit März 2021 vollständig auf der Gefängnisinsel Imrali abgeschottet wird.