Die Paschinjan-Regierung in Armenien gerät aufgrund ihrer Zugeständnisse gegenüber Aserbaidschan und der Türkei immer weiter unter Druck. Die Auslieferung von zwei Kämpfern der Volksverteidigungskräfte (HPG) an die Türkei stellt einen erneuten Dienst für Ankara dar. Der armenische Abgeordnete Gegham Manukyan verurteilt die Auslieferung von Atilla Çiçek (Leheng) und Hüseyin Yıldırım (Alişêr) und bezeichnet die beiden als kurdische Freiheitskämpfer und Revolutionäre, die gegen die türkische Unterdrückung kämpften.
„Sie wurden den Behörden der Türkei übergeben“
„Sie kämpften in Dersim, jener Region, in der viele unserer Landsleute während des Völkermords an den Armeniern von Kurden gerettet wurden und später am Dersim-Aufstand teilnahmen. Nun befanden sie sich auf dem Gebiet der Republik Armenien und wurden nach einem rechtskräftigen Freispruch entführt und den mörderischen Behörden der Türkei übergeben, einem Staat, der im 44-Tage-Krieg aktiv gegen unser Land vorging und die gegenwärtige aserbaidschanische Aggression unterstützt“, so Manukyan.
An das kurdische Volk gerichtet erklärt er: „Verzeiht uns, Brüder und Schwestern, dass es Armenier waren, die eure Kinder in die Hände der Türken gegeben haben, wo sie gefoltert werden. Wir haben derzeit keine armenische Regierung. Sie [das derzeitige Regime] ist eine feindliche Besatzungsmacht in unserem Land. Leider haben wir keine Informationen von den Vertretern der kurdischen Gemeinschaft in Armenien erhalten. Ihr Vertreter in der Nationalversammlung ist Teil derselben Besatzungsverwaltung. In dreißig Jahren hat Armenien nie einen solchen Akt des Verrats erlebt. In diesen Jahren hat es keinen ähnlichen Fall gegeben. Jetzt gibt Nikol (Paschinjan) alles den Türken. Es ist nicht ausgeschlossen, dass morgen dasselbe mit den Helden des Arzach-Krieges geschieht.“
Manukyan wirft dem armenischen Regierungschef vor, selbst die Hand bei der Auslieferung mit im Spiel gehabt zu haben. Es sei wohl ein Geschenk an die Türkei, denn ein mögliches Treffen zwischen Paschinjan und Erdoğan stehe am 6. Oktober in Prag bevor. Manukyan kündigte an: „Wir werden uns von dieser Besatzungsregierung befreien.“
Auslieferung an den MIT
Atilla Çiçek und Hüseyin Yıldırım waren nach Angaben der HPG im August 2021 im Grenzgebiet zu Armenien auf „Kräfte des armenischen Staates“ gestoßen. Sie hatten ein Gefecht vermieden und wurden festgenommen, verhaftet und angeklagt. Am 23. Februar 2022 wurden sie einem armenischen Berufungsgericht vorgeführt, das ihre Freilassung entschied. Nach internationalem und armenischem Recht hätten sie freigelassen werden müssen. Stattdessen wurden sie vom armenischen Geheimdienst verschleppt und festgehalten. Anschließend wurden sie im August dieses Jahres dem türkischen MIT übergeben.