Şirnex: Kurdischer Gefangener in Haft gestorben

Der Kurde Emre Abalak ist in einem Gefängnis in Şirnex ums Leben gekommen - angeblich durch eine Hirnblutung infolge eines Sturzes. Warum der 26-Jährige überhaupt wieder in Haft kam, nachdem er zuvor wegen einer Krebserkrankung entlassen wurde, ist unklar

In der Türkei ist ein weiterer Gefangener unter verdächtigen Umständen ums Leben gekommen. Bei dem Toten handelt es sich um Emre Abalak, der im T-Typ-Gefängnis in der nordkurdischen Provinz Şirnex (tr. Şırnak) inhaftiert war. Nach der Version der Vollzugsleitung soll der 26-Jährige am Mittwoch im Waschraum gestürzt und mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen sein. In einem Krankenhaus in Amed (Diyarbakır), in das er unmittelbar nach dem „Unfallgeschehen“ gebracht wurde, sei er dann etwa 24 Stunden später einer Hirnblutung erlegen.

Für die HDP-Abgeordnete Nuran Imir erscheint die Darstellung der Gefängnisbehörde jedoch zweifelhaft. Am Freitag reichte die Politikerin eine schriftliche Anfrage im türkischen Parlament ein, um vom Justizminister zu erfahren, warum der Mann überhaupt inhaftiert war. Abalak befand sich nach einer rechtskräftigen Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe in Höhe von 20 Jahren erst seit kurzem wieder im Gefängnis. Zuvor hatte er rund ein halbes Jahr in Untersuchungshaft verbracht, kam jedoch frei, weil er aufgrund einer Krebserkrankung als haftunfähig eingestuft wurde. „Aus welchem Grund musste er also die Haftstrafe antreten, obwohl die amtsärztliche Haftunfähigkeit bereits festgestellt worden war?“, will Imir wissen. Die Parlamentarierin fordert zudem Auskunft darüber, ob ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet wurde und Ermittlungen gegen die Vollzugsbeamten erwägt werden. Emre Abalak wurde indes am späten Donnerstagabend in seiner Geburtsstadt Silopiya beigesetzt.

In der Türkei kommt es immer wieder zu verdächtigen Todesfällen in Haft. Im September hatte ein besonders dramatischer Todesfall hinter Gittern für Entsetzen gesorgt, nachdem bekannt geworden war, dass der politische Gefangene Barış Keve in einer Isolationszelle im Gefängnis von Malatya (ku. Meletî) unter bis heute ungeklärten Umständen tot aufgefunden wurde. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen kamen seit Anfang des Jahres mindestes 73 Gefangene in türkischer Haft ums Leben. Die meisten von ihnen waren aus politischen Gründen inhaftiert und wurden in der Liste der schwerkranken Gefangenen geführt.

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