Ärztekammer Amed ehrt Emine Şenyaşar

Die Kurdin Emine Şenyaşar ist von der Ärztekammer Amed für ihren Kampf um Gerechtigkeit für ihre ermordeten Familienmitglieder mit dem „Preis für Frieden, Freundschaft und Demokratie” geehrt worden.

Die Ärztekammer Diyarbakır (ku. Amed) hat Emine Şenyaşar mit dem „Preis für Frieden, Freundschaft und Demokratie” ausgezeichnet. Damit würdigt der Verband die Kurdin für ihre Gerechtigkeitsmahnwache, die sie mit Mut und Entschlossenheit und „in einem einzigartigen Akt des zivilen Ungehorsams“ ständigen Festnahmen, Gerichtsverfahren und schlechtem Wetter trotzend unbeirrt fortsetze. „Emine Şenyaşar ist das Symbol des Strebens nach Gerechtigkeit. Mit ihrer seit über einem Jahr andauernden Mahnwache vor den Justizpalästen dieses Landes führt sie uns die Blindheit und Taubheit all jener vor Augen, die sich weigern, in der Türkei geschehenes Unrecht zu sühnen“, hieß es in der auf Şenyaşar gehaltenen Laudatio.

Emine Şenyaşar ist die Witwe von Hacı Esvet Şenyaşar und Mutter der gemeinsamen Söhne Celal und Adil. Die drei Männer wurden wenige Tage vor den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen im Juni 2018 in der Kreisstadt Pirsûs (tr. Suruç) Opfer von Lynchmorden, die am Rande einer Wahlkampftour des AKP-Abgeordneten Ibrahim Halil Yıldız durch dessen bewaffnete Bodyguards und Verwandte ausgeführt wurden. Die türkischen Justizbehörden zeigen kein Interesse daran, die Morde restlos aufzuklären. Yıldız sowie dessen Mafiabande genießen nach wie vor ein Leben in Freiheit, nur einer von 23 Angreifern wurde bisher verurteilt. Allerdings zu einer symbolischen Strafe von 18 Jahren, die er nur zu zwei Dritteln absitzen muss.

Den Preis an Emine Şenyaşar übergab Mahmut Ortakaya, Mitglied im Ehrenrat des Türkischen Ärztebunds TTB

Demgegenüber ist ein anderer Sohn von Emine Şenyaşar, der das Massaker zudem überlebte, wegen Mord an einem der Angreifer zu knapp 38 Jahren Gefängnis verurteilt worden, obwohl dieser nachweislich von seinen eigenen Leuten getötet wurde. Emine Şenyaşar sitzt derweil seit dem 9. März vergangenen Jahres jeden Tag vor dem Justizpalast in Riha (Urfa), um die Bestrafung der Mörder ihrer Familienmitglieder einzufordern. Mehrmals wurde die 71-jährige Seniorin bereits festgenommen, zudem laufen mehrere Verfahren wegen vermeintlichen Beleidigungsdelikten gegen sie. Die meisten Prozesse wurden von Ibrahim Halil Yıldız angestrengt, dem Hauptverantwortlichen der Morde an den Şenyaşars. Im Februar wurde sie in einem dieser Verfahren zu einer Geldstrafe verurteilt – wegen Beleidigung eines Amtsträgers.

Preis für Frieden, Freundschaft und Demokratie

Die Ärztekammer Amed vergibt seit 1995 den Preis für Frieden, Freundschaft und Demokratie. Im vergangenen Jahr wurde die Rechtsanwältin und Frauenrechtlerin Eren Keskin mit dem Preis ausgezeichnet.