Äbtissin will für Kirchenasyl notfalls ins Gefängnis gehen

Die fränkische Äbtissin Mechthild Thürmer erklärt angesichts der Kriminalisierung des Kirchenasyls ihre Bereitschaft, für dessen Verteidigung auch ins Gefängnis zu gehen. Aktuell schützt sie eine Kurdin.

Mechthild Thürmer ist Äbtissin der Benediktinerabtei in Kirschletten bei Bamberg. Die 62-Jährige ist zu einer Geldstrafe verurteilt worden, weil sie in ihrer Kirche einer Frau aus Eritrea Schutz vor Abschiebung gewährte. Sie verweigerte die Zahlung der Geldstrafe und das Amtsgericht Bamberg droht nun, sie solle ihr Verhalten überdenken, ansonsten werde es zu einer „empfindlichen Freiheitsstrafe“ kommen.

Thürmer schützt trotz Haftandrohung eine Kurdin in der Kirche

Aktuell schützt Thürmer in ihrer Kirche ein Kurdin vor der Abschiebung nach Rumänien, von wo aus ihr eine Weiterschiebung droht. Thürmer betont ihre Absicht, sich nicht „freikaufen“ zu wollen und auch an einem aktuell gewährten Kirchenasyl für die Kurdin festzuhalten. „Ich mache nicht vorsätzlich etwas, was dem Verfahren schaden könnte, aber ich kann doch diejenige, die jetzt noch bei uns ist, nicht einfach wegschicken und schutzlos lassen“, erklärt sie. Ein solcher Schritt widerspreche ihrer Grundüberzeugung.

Die mutige Äbtissin gibt an, sie sei bereit, ins Gefängnis zu gehen: „Ich könnte nicht stolz darauf sein, sondern ich müsste es dann einfach hinnehmen. Aber ich hätte ein gutes Gewissen, weil ich mich für das, was ich für richtig halte, eingesetzt habe.“

Sie kritisiert den mangelnden Respekt vor Kirchenasyl: „Es geht ja in jedem Fall um einen Menschen, der in seinem Land keine Perspektive mehr hatte und viele Verletzungen erlitten hat. Dass man dem nicht mehr helfen soll, finde ich schlichtweg Wahnsinn.“

Deutsches Asylsystem „in Teilen unmenschlich“

Thürmer bezeichnet das deutsche Asylsystem als „in Teilen unmenschlich“ und fährt fort: „Da werden die Leute nachts um drei aus den Betten geholt, um abgeschoben zu werden, das kann ich echt nicht nachvollziehen. Die Schicksale der Menschen betreffen mich schon sehr – sonst würde ich das alles nicht machen.“