Wan: Leichen von zwölf Schutzsuchenden gefunden

In der nordkurdischen Provinz Wan sind im Grenzgebiet zwischen der Türkei und dem Iran die Leichen von zwölf Schutzsuchenden gefunden worden. Im Schnee werden noch viele weitere Erfrorene vermutet.

Dutzende von Flüchtlingen kommen täglich in der Provinz Wan (Van) an. Sie überschreiten auf immer gefährlicheren Wegen die türkisch-iranische Grenze zwischen Ost- und Nordkurdistan. Die meisten kommen aus Afghanistan, dem Irak und Zentralasien. Aufgrund der Aufrüstung der Grenze mit EU-Mitteln müssen sie die Flucht zu den widrigsten Bedingungen im Winter wagen, die häufig tödlich endet. Im Abstand von wenigen hundert Metern säumen Militärbasen und Wachtürme die Grenze in den Landkreisen Ebex (Çaldıran), Qerqelî (Özalp) und Elbak (Başkale). Die Schutzsuchenden werden immer wieder von kommerziellen Fluchthelfern an der Grenze ausgesetzt und im Winter dem Kältetod überlassen. Mit der Schneeschmelze tauchen dann ihre Leichen auf.

Mit dem Einsetzen des Frühlings wurden in den letzten zehn Tagen die Leichen von zwölf Flüchtlingen im Kreis Ebex gefunden. Die erste Leiche wurde am 11. März gefunden, vier weitere am 12. März und sieben am 14. März.

Zuvor waren dreizehn Flüchtlinge – drei Kurden aus Kobanê und zehn Afghanen – am 9. Februar beim Versuch, die Grenze zum Dorf Sarıçimen zu überqueren, erfroren. Ob es sich bei den Toten um diese Personen handelt, ist unklar. Unter dem Schnee sollen die Leichname Hunderter liegen. Viele werden nie gefunden, da sie in Felsspalten liegen oder von Tieren gefressen werden. Im Jahr 2019 wurden die Leichen von 37 erfrorenen Schutzsuchenden im Hochgebirge von Wan entdeckt. Die eigentliche Zahl dürfte viel höher liegen. Zuletzt wurden dreißig halberfrorene Schutzsuchende am Wan-See gefunden.