Zwangsverwalter lässt Bevölkerung Abwasser trinken

Der Zwangsverwalter der Stadtverwaltung von Colemêrg gibt der Bevölkerung das Abwasser der Militärkanalisation als Trinkwasser. Aufgrund der Versorgung der Bevölkerung mit verschmutztem Trinkwasser breiten sich Krankheiten aus.

Der Zwangsverwalter der nordkurdischen Provinzhauptstadt Colemêrg (Hakkari) hat alle Dienste der Stadtverwaltung der Partei der Demokratischen Regionen (DBP) einstellen und Jahrtausende alte Bauwerke in der Region zerstören lassen. Unter der Stadtverwaltung der DBP waren Straßen und Wege in Colemêrg geteert worden. Der Zwangsverwalter hat das Pflaster und die geteerten Wege wieder aufreißen lassen. Colemêrg ist zu einer Ruinenstadt geworden. Als die vom türkischen Staat verbotene BDP die Stadtverwaltung stellte, wurde die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung sichergestellt und auf die ganze Stadt ausgeweitet. Der Zwangsverwalter blockierte die Versorgung mit sauberem Wasser und versorgt nun die Bevölkerung mit den Abwässern der Militärkanalisation.

Etwa einen Kilometer von Colemêrg entfernt liegt das Hauptquartier der Spezialeinheiten. Von dort fließen die Abwässer direkt und ungeklärt in die Otluca-Schlucht. Diese Abwässer haben das Flussökosystem im Tal schon stark geschädigt und bedrohen nun die Gesundheit der Bevölkerung. Mit den Brunnen, die der Zwangsverwalter in der Schlucht einrichten ließ, lässt er die Bevölkerung mit Kanalisationswasser beliefern. Durch das Wasser sind mittlerweile Tausende, vor allem alte Menschen und Kinder erkrankt. Insbesondere Durchfall, Magen-Darmerkrankungen, Schwindel, hohes Fieber und Bauchschmerzen treten in massiver Häufung auf. Tausende haben sich deswegen schon an die Gesundheitszentren gewandt. Da es allerdings in Colemêrg keine ausreichende Versorgung gibt, müssen viele der Kranken nach Wan gebracht werden.

Die Proteste aus der Bevölkerung gegen das Vorgehen des Zwangsverwalters häufen sich. Eine Person, die gerade ihr Kind wegen Durchfall und hohen Fiebers ins Krankenhaus brachte, erklärte gegenüber ANF: „Als der Zwangsverwalter nach Hakkari kam, ging es mit unserer Gesundheit bergab. Unsere Wege sind wegen des Staubes unpassierbar, unser Müll wird nicht mehr abgeholt. Jetzt geben sie uns auch noch das Abwasser des Militärs. Die Brigade leitet ihr Abwasser seit ihrer Gründung in die Otluca-Schlucht. Jeder weiß, dass die Brigade die Otluca-Schlucht verschmutzt. Dennoch wird der Bevölkerung das Wasser aus dieser Schlucht gegeben. Das machen sie bewusst. Wir wollen diesen Zwangsverwalter nicht in Hakkari. Der Staat soll die Finger von uns und unserer Natur lassen.“

„Sie geben uns absichtlich das Abwasser“

Ein anderer Einwohner von Colemêrg sagt: „Unsere Berge sind voll von sauberem Wasser. Unsere Berge sind immer für ihr sauberes Wasser bekannt gewesen. Es ist inakzeptabel, an einem Ort, an dem es so viel sauberes Wasser gibt, die Bevölkerung mit dem Abwasser der Militärkanalisation zu versorgen. Alle sind im Moment krank. Der Grund dafür ist das Wasser, das uns der Zwangsverwalter gibt. Wie kann man denn direkt neben dieser Schlucht Trinkwasserbrunnen errichten? Die ganze Bevölkerung von Hakkari weiß, dass das Wasser dort von den Soldaten verschmutzt wird. Dass der Bevölkerung trotzdem dieses Wasser gegeben wird, zeigt, dass dies absichtlich geschieht.“