YJA Star fordert radikalere Haltung gegen türkischen Faschismus

Das Hauptquartier der YJA Star ruft angesichts der Eskalation der türkischen Chemiewaffenangriffe zu einer radikaleren Haltung gegenüber dem türkischen Faschismus und seinen Kollaborateuren auf.

Nach der Eskalation der türkischen Chemiewaffenangriffe mit 17 gefallenen Guerillakämpfer:innen erklärt das Hauptquartier der Frauenguerilla YJA Star: „Wir gedenken mit Respekt und Dankbarkeit all unserer Genoss:innen, die in den Offensiven Bazên Zagrosê und Cenga Xabûrê Şehîd Savaş Maraş gegen die Invasionsoperation des faschistischen türkischen Staates in den Gebieten Zap, Avaşîn und Metîna seit dem 17. April gefallen sind. Wir bekräftigen unser Versprechen, ihren Tod nicht ungerächt zu lassen und ihre Ziele zu verwirklichen. Darüber hinaus gedenken wir mit Dankbarkeit unserer siebzehn Genoss:innen, die in den letzten zwei Monaten bei den Chemiewaffenangriffen des menschenfeindlichen türkischen Faschismus ums Leben gekommen sind. Wir gedenken ihrer in Person der Genoss:innen Helbest, Ruksen, Mava, Delal, Baz, Rûbar und Ciger, und wir erklären, dass wir sie rächen werden. Unserem patriotischen Volk, unseren Genoss:innen und insbesondere ihren Familien sprechen wir unser Beileid aus.

Die Vernichtungspolitik des türkischen Staates und der Vertreter des Systems der kapitalistischen Moderne, die seine Kriegsverbrechen unterstützen, wie auch die Regionalstaaten und die kollaborierenden Kräfte, werden angesichts des vereinten Freiheitskampfes der Frauen und Völker besiegt werden. Das steht fest. Solange es die Guerilla gibt, werden weder die Invasoren noch ihre verräterischen Kollaborateure ihre Wünsche in Kurdistan durchsetzen können. Der faschistische Staat und seine Kollaborateure werden definitiv aus unserem Land Kurdistan vertrieben werden. Wir schwören, dass unsere Frauenarmee, die durch tausende gefallener mutiger Frauen groß geworden ist und in allen vier Teilen Kurdistans tausende Frauen organisiert hat, im dreißigsten Jahr ihres Bestehens die Frauenfeinde und Reaktionäre auf die gleiche Weise wie Sara und Rûken (in Mersin) dort treffen wird, wo sie es am wenigsten erwarten.

In den Ebenen zum Serhildan und in den Bergen zu einer Armee“

In unserem antifaschistischen Frauenfreiheitskampf in den Kerkern zeigte sich im Widerstand von Frauen wie Sara (Sakine Cansiz) die Kraft von Freiheitsgöttinnen. Diese Kraft wurde in den Ebenen Kurdistans durch Bêrîwan zum Serhildan (Volksaufstand) und in den Bergen zu einer Armee. Diese Kraft wurde zu Zîlan, welche die Psyche der Besatzer zerrüttete, und durch Sema zu einer Partei. So besiegte diese Kraft den Feind der Menschheit, den IS, in Rojava und Şengal und genauso wird diese Kraft das frauenfeindliche Mullah-Regime in Rojhilat und das Regime der Verräter in Südkurdistan zerschmettern und die Herrschaft des faschistischen türkischen Staates über Nordkurdistan beenden und den Aufbau eines neuen demokratischen, ökologischen und weiblichen Lebens in Kurdistan für die Frauen und unsere Völker gewährleisten.

Von Rojhilat bis Bakur – das Patriarchat zerschlagen“

Niemand sollte daran zweifeln, dass diejenigen, die die Stärke unseres Guerillakampfes, den wir seit dreißig Jahren in den Bergen und Ebenen Kurdistans auf der Grundlage der Mobilisierung der Frauen führen, zu prüfen versuchen, Frauen wie Bêrîtan, Zîlan, Rojbîn, Sara, Rûken, Arîn, Avesta und Mizgîn gegenüber stehen werden, und dass die Entschlossenheit von Tag zu Tag wachsen und den Feind immer massiver treffen wird, egal wo er sich befindet. Als freie Frauenarmee Kurdistans haben wir mit der Kraft, die wir von Rêber Apo [Abdullah Öcalan] erhalten, mit der Erfahrung, die wir aus unserer Geschichte gewonnen haben, mit der Entschlossenheit, die wir aus unserer Leidenschaft für die Freiheit schöpfen, und mit der Wut, die wir gegenüber dem frauenverachtenden, mörderischen Staat empfinden, den Glauben, das Bewusstsein und den Willen gewonnen, alle Arten von reaktionärer und patriarchaler Herrschaft zu zerschmettern.

Haltung gegenüber dem türkischen Faschismus und Verrat beziehen“

An unser wertes Volk gerichtet möchten wir sagen: Der ununterbrochene Kampf für die Freiheit, der seit fünfzig Jahren unter der Führung von Rêber Apo gekämpft wird, hat heute die Grenzen Kurdistans und des Nahen Ostens überschritten und ist zu einer gemeinsamen Haltung überall auf der Welt geworden, die alle Frauen unter der Losung ‚Jin Jiyan Azadî‘ zum Aufstand aufruft. Darüber hinaus manifestiert sich unser Kampf in einer Bewegung, die Arbeiter:innen, Revolutionär:innen, Demokrat:innen, Umweltschützer:innen, Antikapitalist:innen in einem gemeinsamen Geist und gemeinsamen Forderungen zusammenschweißt. Trotz 25 Jahren internationalen Isolationsregimes auf Imrali ist es diesem Geist gelungen, zur Hoffnung der Freiheit der Frauen, der Völker und der Jugend zu werden. Rêber Apo wurde zum Zentrum der Aufklärung in Kurdistan und dem Nahen Osten, er schuf Bewusstsein über den Weg zur Lösung der Probleme des Nahen Ostens, der Frauen und der Menschheit. Angesichts des unverbrüchlichen Freiheits- und Kampfeswillens der apoistischen Freiheitsguerilla, welche die Politik der Verleugnung und Vernichtung vereitelte, dreht der türkische Staat durch und verstärkt seine Angriffe mit taktischen Nuklearwaffen und chemischen Waffen. Dies geschieht mit Unterstützung der kapitalistischen Mächte.

Die PDK ist Hauptgrund für diese Verbrechen“

Der türkische Staat, der seit sechs Monaten in Zap, Avaşîn und Metîna feststeckt und nicht in der Lage ist, gegen die Guerilla vorzugehen, hat sich in den letzten zwei Monaten immer stärker auf den Einsatz verbotener Waffen konzentriert und versucht, seine Unfähigkeit gegenüber der Guerilla mit Chemiewaffenangriffen zu überwinden. Die Realität des Krieges in den Bergen Kurdistans und die Ergebnisse des Guerillawiderstandes werden der Öffentlichkeit täglich und monatlich in Form von Bilanzen mitgeteilt. Über die Verbrechen, die der türkische Staat in diesem Krieg begangen hat, wurde fast täglich in den Medien berichtet. Es wurde festgestellt, dass der faschistische Besatzungsstaat seit Beginn des Krieges am 17. April 2022 taktische Nuklearwaffen, thermobarische und chemische Waffen gegen die Guerilla einsetzt. Andererseits wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass der Hauptfaktor, der die Guerilla zu diesem Krieg gezwungen hat, der Verrat der PDK war, die die Guerillagebiete in Zusammenarbeit mit dem türkischen Staat von hinten umzingelt. Die türkische Besatzungsarmee wäre ohne diesen Verrat nicht in der Lage, sich in den Medya-Verteidigungsgebieten zu halten. Es wurde immer wieder versucht, Informationen darüber zu verbreiten und dafür zu sorgen, dass die Menschen in Kurdistan dagegen Stellung beziehen.

Unsere Geduld hat Grenzen“

Es wurde eindeutig festgestellt, dass die seit zwei Jahren in den Medya-Verteidigungsgebieten durchgeführten Besatzungsangriffe auf der Grundlage der Zusammenarbeit mit der PDK erfolgten und dass in diesem Krieg Verbrechen mit Waffen begangen werden, die nach internationalen Konventionen verboten sind. Ohne die Unterstützung der PDK könnte der türkische Staat viel schneller besiegt werden. Die Guerilla will einen innerkurdischen Krieg unbedingt vermeiden und hat deswegen die durch den Verrat der PDK entstandenen Schwierigkeiten auf sich genommen. Doch auch unsere Geduld hat Grenzen. In diesem Sinne sollte unser Volk Stellung beziehen. Es wird von unserem Volk und der demokratischen Öffentlichkeit erwartet, dass sie eine wirksame und abschreckende Haltung gegenüber den Kriegsverbrechen des türkischen Staates und dem Verrat der PDK einnehmen.

Die Aufnahmen von Baz und Helbest zeigen die Brutalität der Kriegsverbrechen“

Der faschistische türkische Staat konnte trotz seiner Kriegsverbrechen keine Erfolge gegen den Guerillawiderstand erzielen. Er hat in den letzten zwei Monaten zu einem deutlich intensiveren Einsatz von Chemiewaffen gegriffen und sich dabei auf internationale Unterstützung oder zumindest eine fehlende Positionierung dazu stützen können. Der Tod von 17 unserer Genoss:innen, die in den vergangenen zwei Monaten durch Chemiewaffenangriffe gefallen sind, wurde von uns am 18. Oktober öffentlich gemacht. Ihr Tod zeigt schonungslos die Realität des sechsmonatigen Krieges in ihrer ganzen Brutalität. Unser Volk und unsere Freund:innen haben den Todeskampf von Baz Mordem und Helbest Koçerîn, die trotz Vergiftung mit chemischen Waffen bis zum letzten Atemzug für die Freiheit eintraten, mit eigenen Augen gesehen. In ihrem Todeskampf spiegeln sich die Kriegsverbrechen des grausamen türkischen Staates. Alle können Militanz dieser wertvollen Freund:innen, die sich den Angreifern nicht beugten, und ihre selbstbewusste, ruhige und entschlossene Haltung bezeugen. Der Öffentlichkeit wurde auf brennende Weise vor Augen geführt, was der Krieg bedeutet, den wir gegen den türkischen Staat führen, unter welchen Bedingungen er geführt wird und welcher Art die Entschlossenheit der Guerilla ist, die besiegt werden soll. Die Bilder, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, haben allen gezeigt, wer in diesem Krieg Recht und Unrecht hat, wer legitim und wer terroristisch ist, wer freiheitlich und wer völkermörderisch ist, wer moralisch und wer barbarisch und unmoralisch ist. Sie sind ein Schlag ins Gesicht derer, die sich beharrlich weigern zu sehen.

Kapitalismus macht Gleichgültigkeit zur allgemeinen Mentalität“

Wir möchten, dass gesehen wird, dass es für uns als kurdische Guerilla nicht leicht war, unserem Volk und der Öffentlichkeit die Verbrechen gegen die Menschlichkeit verständlich zu machen, die wir seit Monaten mit diesen schmerzhaften Bildern zu erklären versuchen. Wir wissen jedoch, dass wir in einer Zeit leben, in der der Weg des Gewissens, der Moral und der Vernunft über die Augen führt. Die kapitalistische Moderne mit ihrer patriarchalen Mentalität und das ihr zugrunde liegende Ausbeutungssystem haben blinde, taube, stumme Massen und individualistische, egoistische und in fast allen Fragen unverantwortliche Individuen hervorgebracht. Der nationalstaatliche Kapitalismus, der auf der Tötung der Sozialität, des Freiheitsbewusstseins und der revolutionären Verantwortung beruht, hat in der kurdischen Frage, wie in allen sozialen Fragen, Gleichgültigkeit und Gefühllosigkeit zur allgemeinen Mentalität und zum grundlegenden Verhalten gemacht. Die nationalstaatliche kapitalistische Ordnung hat das weltpolitische System des zwanzigsten Jahrhunderts durch die Verleugnung und Vernichtung des kurdischen Volks und Kurdistans geprägt. Im weltpolitischen System des einundzwanzigsten Jahrhunderts, das auf der Grundlage der bitteren Lehren aus den beiden Weltkriegen und dem Anspruch auf Demokratie geformt wurde, hat sich die Feindschaft gegen das kurdische Volk und Kurdistan fast unverändert fortgesetzt. Die deutlichsten Beweise dafür sind die Einordnung des legitimen und gerechten Kampfes unserer Partei, der PKK, als Terrorismus, die über zwanzigjährige Inhaftierung von Rêber Apo, der für Freiheit der Frauen und der Völker steht, im Foltersystem von Imrali im Rahmen eines internationalen Komplotts und die jahrelange Unterstützung der Besatzung und des Völkermords in Kurdistan sowie die monatelange Nichteinmischung gegenüber dem Einsatz von chemischen Waffen und taktischen Nuklearwaffen gegen die kurdische Freiheitsguerilla.

Diese Waffen sind jedoch durch internationale Übereinkommen verboten, ihr Einsatz gilt als Verbrechen gegen die Menschlichkeit, und wenn sie anderswo von irgendeiner Macht eingesetzt werden, schlagen die UN, die OPCW und andere Institutionen, die angeblich für die Sicherheit der Welt verantwortlich sind, Alarm. Chemische Waffen wurden während des gesamten 20. Jahrhunderts systematisch gegen die Bevölkerung Kurdistans eingesetzt. Sie wurden 1920 vom britischen Staat gegen die kurdische Bewegung unter der Führung von Scheich Mahmut Berzenci eingesetzt. 1988 wurden sie von dem von den USA unterstützten Regime Saddam Husseins gegen das Volk von Helebce eingesetzt, und in der Geschichte unseres Guerillakampfes, der 1984 begann, wurden sie periodisch gegen die Freiheitsbewegung eingesetzt.

Vernichtungskrieg darf niemals als normal angesehen werden“

Während das kurdische Volk, dessen Zahl 50 Millionen übersteigt, seit zweihundert Jahren vom kapitalistischen System zu einer Politik der Verleugnung verurteilt wurde, dürfen die gegen die Medya-Verteidigungsgebiete gerichtete Invasion und der der Guerilla aufgezwungene Vernichtungskrieg niemals als normal angesehen werden. Seit fünfzig Jahren wird mit dem von der PKK geführten Freiheitskampf die völkermörderische Politik und die Sklaverei angegriffen und eine neue Gesellschaft auf der Grundlage eines freien Lebens aufgebaut. Dafür sind Zehntausende gefallen, es wurden große Opfer gebracht und enorme Anstrengungen unternommen. Allein während des Kampfes gegen den IS gab es fast fünfzehntausend Gefallene und die Menschheit wurde zu einem hohen Preis vor dieser Geißel gerettet. Die kapitalistischen Weltmächte, insbesondere die faschistischen Staaten, die Kurdistan besetzen und unserem Volk den Völkermord aufzwingen, sollten wissen, dass wir für die Freiheit und die Würde der Frauen und unserer Völker, wenn nötig auch Hunderte von Jahren kämpfen werden. Wir werden jeden Preis zahlen, der nötig ist, aber wir werden unsere heilige Sache und unseren gerechten Kampf niemals aufgeben.

Eine radikale Haltung einnehmen“

Unser Volk, für das wir kämpfen, die Frauen, auf deren Befreiung wir geschworen haben, unser altes Land, für dessen Befreiung aus den Händen von Besatzern und Verrätern wir hart kämpfen, und unser Vordenker, dessen körperliche Freiheit wir als konkreten Ausdruck all dieser Werte und unsere Existenzberechtigung betrachten, sind heilig genug, um uns über Jahrtausende hinweg kämpfen zu lassen. Mit diesem Bewusstsein und in dieser Überzeugung erklären wir, dass wir den Kampf annehmen und mit Sicherheit gewinnen werden. Wir laden unser patriotisches Volk, insbesondere die Frauen und die Jugend, unsere Freund:innen und die demokratische Öffentlichkeit, ein, eine radikalere Haltung auf der Grundlage eines absoluten Kampfes gegen die Kriegsverbrechen des völkermörderischen türkischen Faschismus und seiner Kollaborateure, die ihn am Leben halten, einzunehmen.“