YBŞ: Angriffe der Türkei haben IS-Qualität

Bei einem türkischen Luftangriff auf Şengal sind gestern vier ezidische Kämpfer gefallen. Die YBŞ verurteilen die Ignoranz der irakischen Regierung hinsichtlich türkischer Militäraktivitäten im Land und sehen auch die Anti-IS-Koalition verantwortlich.

Die Generalkommandantur der Widerstandseinheiten Şengals (Yekîneyên Berxwedana Şengalê, YBŞ) hat die Namen von vier Kämpfern bekanntgegeben, die bei einem Luftangriff der türkischen Armee auf ein Dorf in der Şengal-Region in Südkurdistan/Nordirak ums Leben gekommen sind. Bei dem Angriff mittels unbemannter Kampfdrohnen, der sich am Mittwochvormittag auf die bewohnte Ortschaft Digure in der Gemeinde Sinune ereignete, ist auch ein Kommandant der ezidischen Verteidigungskräfte gefallen.

In einer Stellungnahme verurteilen die YBŞ den Luftangriff scharf. Die gegen die Ezidinnen und Eziden gerichteten Angriffe der Türkei in Şengal – mittlerweile der fünfte seiner Art seit letztem November – seien vergleichbar mit Praktiken des sogenannten „Islamischen Staats“ (IS), dennoch halte sich die irakische Zentralregierung bedeckt. Statt türkische Militäraktivitäten gegen die YBŞ zu dulden, die nichts anderes als eine Missachtung der Souveränitätsrechte des Iraks bedeuten, müsste Bagdad eine konsequente Haltung zum Schutz seiner Grenzen annehmen.

Die YBŞ, die sich nach dem vom sogenannten „IS“ im August 2014 verübten Völkermord gründeten, wurden als ezidische Verteidigungskraft gegen eine Rückkehr der Dschihadistenmiliz in die Şengal-Region in das von schiitischen Verbänden dominierte irakische Milizenbündnis Hashd al-Shaabi eingegliedert und gehören formal dem irakischen Militär an. Für grenzüberschreitende Angriffe der türkischen Armee sei aber nicht nur die Regierung in Bagdad, sondern auch die internationale Anti-IS-Koalition verantwortlich, mahnt die Generalkommandantur. Die YBŞ beteiligen sich regelmäßig an Operationen der Koalitionstruppen gegen den „IS“.

Beisetzung gefallener Kämpfer 

Den Gefallenen wird am heutigen Donnerstag in Şengal die letzte Ehre erwiesen. Zwei der Kämpfer werden auf dem Şehîd-Dilgeş-Friedhof beigesetzt, die beiden anderen auf dem Friedhof Şehîd Berxwedan. In der YBŞ-Erklärung heißt es zudem: „Der Verlust unserer vier Weggefährten hat unseren Mut und unsere Entschlossenheit gesteigert. In jedem Moment werden wir unseren Widerstand fortsetzen, um ihrem Gedenken gerecht zu werden. Die Ideale, die sich unsere selbstlosen Gefallenen setzten, werden wir erreichen. Ob Freund oder Feind – jeder sollte wissen, dass wir durch Angriffe wie diese nicht geschwächt werden. Unsere Gefallenen weisen uns den Weg, der für die Freiheit und den Sieg zu bestreiten ist.“

Die vollständigen Identitäten der Gefallenen lauten:

                          

Codename: Zerdeşt Şengalî (YBŞ-Kommandant)

Vor- und Nachname: Nezar Bapîr Murad

Namen von Mutter und Vater: Kinê Salim - Bapîr Murad

Todestag und -ort: 15. Januar 2020 / Şengal-Digure

 

 

Codename: Şervan Cîlo

Vor- und Nachname: Eymen Bapîr Murad

Namen von Mutter und Vater: Kinê Salim - Bapîr Murad

Todestag und -ort: 15. Januar 2020 / Şengal-Digure

 

 

Codename: Hemîd Şengalî

Vor- und Nachname: Hemîd Xelîl Qasim

Namen von Mutter und Vater: Xanê Keso- Xelil Qasim

Todestag und -ort: 15. Januar 2020 / Şengal-Digure

 

 

Codename: Êzdîn Şengalî

Vor- und Nachname: Elî Hiseyn Xidir

Namen von Mutter und Vater: Nora Xidir- Hiseyn Xidir

Todestag und -ort: 15. Januar 2020 / Şengal-Digure