Wan: Tausende Läden am Rande des Bankrotts

Die Türkei erlebt die größte Wirtschaftskrise der letzten Zeit. Aufgrund der Krise stehen Tausende Läden in der nordkurdischen Stadt Wan am Rand des Bankrotts.

Nach dem großen Erdbeben in Wan 2011 mussten Tausende Geschäfte schließen. Die aktuelle Wirtschaftskrise in der Türkei bringt nun die übrigen Ladenbesitzer in Wan an den Rand des Bankrotts. Die Türkei erlebt ihre größte Wirtschaftskrise der letzten Jahrzehnte. Mit der Krise wurden in der Türkei Zehntausende Geschäfte geschlossen und Hunderttausende Menschen verloren ihre Arbeitsplätze. Die Exporte aus der Türkei kamen zum Erliegen, während die Importe ein Rekordniveau erreichen.

Die Türkei erwartet noch schwierigere Zeiten

Aufgrund der Krise mit den USA sank der Wert der türkischen Lira gegenüber dem Dollar von 4,7 TL auf 7 TL. Auch vor diesem Hintergrund wird sich die ökonomische Krise in der Türkei noch weiter verschärfen. Die Türkei verfügt praktisch über keine eigene Produktion und alle Konsumgüter kommen daher aus dem Ausland. Wegen der Abwertung der Lira steigen die Kosten für die Importprodukte und damit die Produktpreise. Mit der Wirtschaftskrise begann die türkische Wirtschaft, kontinuierlich weiter zu schrumpfen. Die gesellschaftliche Armut nimmt zu. Im vergangenen Monat hat die Armutsrate in der Türkei 20 Prozent erreicht. Durch die Krise wird sich das noch weiter verschärfen.

Krieg ist Hauptgrund der Krise

Der Krieg in den kurdischen Provinzen und in Südkurdistan sowie die Invasion in Rojava sind Hauptgründe für die Wirtschaftskrise. Infolge dessen haben bereits viele der kleinen Gewerbetreibenden ihre Läden geschlossen, große Kapitalunternehmen werden in den nächsten Tagen wohl folgen. Die Stadt Wan ist sehr stark von der Wirtschaftskrise betroffen. Obwohl Wan eine Grenzstadt ist, kam der Grenzhandel aufgrund der Politik der AKP zum Erliegen. Alle Grenzübergänge zum Iran wurden geschlossen. Die Arbeitslosenrate in Wan liegt bei rund 50 Prozent. Eine eigene Produktion gibt es in der Region nicht. Schon wegen des großen Erdbebens 2011 mussten über 5.000 Geschäfte schließen. Die Menschen dort leiden immer noch unter den Folgen des schweren Erdbebens und erleben durch die Wirtschaftskrise nun noch schwierigere Zeiten.

So eine Krise haben wir noch nie erlebt“

Kurz vor dem Opferfest sind die Straßen Wans, in denen normalerweise nun die großen Einkäufe stattfinden, leer. Denn es gibt kaum noch Läden, in denen man einkaufen kann. „Der Anstieg des Dollars und die große Wirtschaftskrise wirken sich besonders negativ auf die Gewerbetreibenden in Wan aus. Der Dollar steigt jeden Tag, und die Türkei steht vor der größten Wirtschaftskrise der Geschichte“, sagt der Handwerker Huseyin Akdağ. Die Situation für sie als Gewerbetreibende sei sehr schwierig. Akdağ, der sein Geschäft schon seit Jahren betreibt, stellt fest, dass er eine solche Krise noch nie erlebt hat. „Die Menschen haben kein Geld und keine Arbeit. Das Fest steht kurz bevor, aber es gibt niemanden, der etwas kauft. Der Dollar steigt und steigt. Es scheint fast so, als sei die Krise im Interesse bestimmter Kreise in der Türkei. Die Wirtschaft ist am Ende. Angesichts dieser Situation werden noch viele weitere Geschäfte schließen“, so Akdağ.

Nichts wendet sich zum Besseren“

Der Ladenbesitzer Mahmut Aslan sagt: „Wir haben schon unter schwierigen Bedingungen gearbeitet, aber jetzt in dieser Situation können wir kein Geschäft mehr betreiben. Fast alle Produkte, die ich kaufe, werden in Dollar bezahlt. Wir müssen die Preise innerhalb eines Monats verdoppeln. Ich kann die Ware wegen der hohen Preise nicht mehr ankaufen, ich kann die Miete und die Mitarbeiter nicht mehr bezahlen. Wenn die Krise in diesem Tempo anhält, wird Wan nach dem schweren Erdbeben einen weiteren zweiten Schlag erhalten. Damals schlossen Tausende Läden. Jetzt haben wir die gleiche Situation. Nichts hat sich zum Besseren gewendet."