Wan: Mitglieder von Solidaritätsverein als „Terroristen“ verhaftet

In Wan sind sechs Mitglieder der Zweigstelle des Solidaritätsvereins MEBYA-DER unter den üblichen Terrorvorwürfen verhaftet worden. Der Verein setzt sich für Menschen ein, die Angehörige im kurdischen Befreiungskampf verloren haben.

In Wan (tr. Van) sind sechs Mitglieder des Solidaritätsvereins MEBYA-DER verhaftet worden, darunter auch die Ko-Vorsitzende der Zweigstelle für die nordkurdische Provinz, Gülistan Önver, sowie der Diabetiker Seracettin Bayhar, dem erst im April die Zehen an einem Fuß amputiert wurden. Ihnen sowie den Vorstandsmitgliedern Cihat Aksu, Ceyda Dindar, Azize Öner und Şevket Kaplan wird „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation” vorgeworfen. Womit genau sie beschuldigt werden, ist weiterhin unbekannt, weil die Ermittlungsakte unter Geheimhaltung steht.

Zu den Festnahmen war es bereits am 19. Mai gekommen, die Staatsanwaltschaft hatte den Polizeigewahrsam zwischenzeitlich verlängern lassen. Insgesamt wurden siebzehn Personen festgenommen. Gegen elf Personen ordnete die Strafabteilung des Amtsgerichts Van Meldeauflagen an. Die verhafteten Vereinsmitglieder wurden derweil in das T-Typ-Gefängnis in Wan überstellt.

 Die Vereinsvorsitzende Gülistan Önver leidet unter Bluthochdruck und ist mehrfach am Rücken operiert worden. Wie ihre Angehörigen mitgeteilt hatten, darf sie nicht lange stehen und sitzen, ansonsten besteht die Gefahr einer Lähmung. Die Nachbehandlung von Seracettin Bayhar ist ebenfalls noch nicht abgeschlossen. Ihm droht der Verlust eines Fußes, sollte ihm in Haft eine medizinische Behandlung verweigert werden.

Gülistan Önver

Der Verein MEBYA-DER

MEBYA-DER ist ein Solidaritätsverein für Menschen, die Angehörige im kurdischen Befreiungskampf verloren haben, und steht seit geraumer Zeit im Fokus der staatlichen Repression in der Türkei. „Hilfs- und Solidaritätsverein für Menschen, die ihre Angehörigen in der Wiege der Zivilisationen verloren haben“ lautet der volle Name des Vereins, der Zweigstellen in mehreren kurdischen Städten unterhält. Der türkische Staat macht gefallene Guerillakämpfer:innen zum Mittel der psychologischen Kriegsführung, indem Gräber verwüstet und Leichname von Gefallenen misshandelt oder verstümmelt werden. MEBYA-DER ist eine der Institutionen, die sich direkt gegen diese Politik stellt.