In der Türkei finden am 14. Mai Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt, und die Grüne Linkspartei (YSP) ist zu einer Schlüsselpartei geworden, nachdem die HDP aufgrund des gegen sie laufenden Verbotsverfahrens entschieden hat, nicht selbst anzutreten. Jeden Tag eröffnet die YSP Wahlkampfbüros und stellt ihre Kandidat:innen für einen Abgeordnetensitz in der Nationalversammlung der Türkei vor. Die Wahlkampfveranstaltungen werden vielerorts von einer Massenbasis getragen und sind von Hoffnung und einer kämpferischen Atmosphäre geprägt.
Wahlkampf der YSP in Êlih (Video: MA)
Vor der Vorstellung der Kandidierenden der YSP in der Provinz Êlih (tr. Batman) am Donnerstag bildete sich zwanzig Kilometer außerhalb des Stadtzentrums eine Autokolonne aus Hunderten Fahrzeugen, die bei der Fahrt durch die umliegenden Dörfer von Hirten und Anwohner:innen enthusiastisch begrüßt wurde. Die Fahrt endete vor dem Wahlkampfbüro, wo bereits Tausende Menschen die YSP-Politiker:innen erwarteten. Keskin Bayındır, der Ko-Vorsitzende der Partei der demokratischen Regionen (DBP), der im März aus dreimonatiger Untersuchungshaft wegen fingierten „Terrorvorwürfen“ entlassen wurde und jetzt für die YSP kandidiert, hielt eine Rede, in der er einen eindeutigen Sieg in Êlih bei den Parlamentswahlen ankündigte. Der kurdische Politiker zeigte sich überzeugt, dass die YSP alle fünf Abgeordnetensitze in der Provinz gewinnen werde.
Im Wahlkampf in Êlih werden Plakate verwendet, auf denen die Gründe für die Ablehnung von Erdogan und seiner „Volksallianz“ aufgeführt werden. Zu sehen ist ein berühmtes Foto von Erdogan, der von einem Pferd fällt. Darüber wird in verschiedenen Varianten prognostiziert, was ein Regierungswechsel bewirken könnte: „Wenn Erdoğan fällt, werden der Wechselkurs / die Mieten / die Autopreise / die Medikamentenpreise / die Arbeitslosenzahlen fallen."
Auf anderen Plakaten werden Ungerechtigkeiten aus dem Mund derjenigen beschrieben, denen während der Regierungszeit der AKP Unrecht widerfahren ist, verbunden mit dem Aufruf „Nicht unterstützen, nicht wählen!".